Schiefner, M. (2008). Jedem das Seine: Der Siegeszug von Social Software und Web 2.0. w.e.b.Square. 02/2008. URL: http://websquare.imb-uni-augsburg.de/2008-02/1
Kein Thema wird im Moment mit derart vielen Buzzwords, naiven Theorien und voreiligen Annahmen versehen wie das Lernen mit digitalen Medien: Sei es der anhaltende Trend zum Label „2.0" (Web 2.0, E-Learning 2.0 usw.) oder die Bezeichnung der Lernenden selbst (Net Generation, Digital Natives, Generation@ usw.) - Buzzwords, wohin das Auge reicht. Und diese machen selbst vor der Wissenschaft nicht halt: Kein Vortrag, in dem man nicht „Buzzword-Bingo" spielen kann, wie Beat Döbeli in seinem Weblog schreibt. Doch Wissenschaft hat die Aufgabe, mit empirischen Methoden hinter die Dinge zu schauen, Phänomene zu analysieren sowie Entwicklungen und Verhaltensweisen zu reflektieren.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Entwicklungen rund um Web 2.0 und Social Software hat allerdings gerade erst begonnen. Dies kann zum einen daran liegen, dass das Thema einfach zu neu ist und den Weg in die „seriöse" Wissenschaft noch nicht geschafft hat. Zum anderen kann es aber auch daran liegen, dass man sich zu schnell auf den Buzzwords „ausruht" und eine Diskussion auf einer recht allgemeinen Ebene führt, anstatt gewissenhaft hinter die Dinge zu schauen. Denn Buzzwords haben einen Vorteil: Sie bieten Raum für Vorstellungen auf der Basis einer vordergründigen (sehr überzeugenden) Logik.
Dabei scheiden sich an kaum einem Thema so sehr die Geister wie etwa an der Net Generation: Während die einen behaupten, die Net Generation und damit ein verändertes Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen existiert und (Hoch-)Schulen müssen sich schleunigst auf diese Generation einstellen, gibt es andere, die die veränderte Mediennutzung und die neuen Medienkompetenzen vor allem bei Jugendlichen stark in Frage stellen. Eines ist trotz aller Differenzen jedoch nicht zu leugnen: Jugendliche und junge Erwachsene nutzen Web 2.0-Applikationen mehr als alle anderen Altersgruppen, wie z.B. die JIM-Studie (2008) zeigt. Doch in welchen Kontexten setzen sie diese ein? Worin liegt der Mehrwert von Web 2.0-Applikationen für Gesellschaft, Bildung und Lernen?
Am Institut für Medien und Bildungstechnologie der Universität Augsburg hat man sich diesen Fragen nicht mit alten und neuen Buzzwords genähert, sondern sie zum Gegendstand der Forschung gemacht. Diese w.e.b.Square-Ausgabe fasst nun die aktuellen studentischen Arbeiten zum Thema Social Software und Web 2.0 zusammen. Sie reichen von Untersuchungen zur Mediennutzung Jugendlicher über eine Erhebung zur Informationskompetenz Studierender bis hin zu Evaluationen zum Knowledge Blogging. Doch nicht nur die Fragestellungen der einzelnen Arbeiten sind interessant: Das Reizvolle an dieser Ausgabe ist, dass sich hier die sogenannte Net Generation mit sich selbst auseinandersetzt ... und dies jenseits von Buzzwords.