Collas Joo, I. (2009). Social Networking Communities als Medium für den Englischunterricht in der Sekundarstufe. w.e.b.Square, 05/2009. URL: http://websquare.imb-uni-augsburg.de/2009-05/3
Mit dem Aufkommen der neuen Internetära, dem Web 2.0, gilt der Leitsatz: „Nicht nur rezipieren, sondern auch partizipieren.“ Die Möglichkeit der Interaktion, das Internet weltweit selbst mitzubestimmen, daran teilzunehmen und es zu gestalten stößt insbesondere bei der Jugend auf großes Interesse und ist schließlich zu einem Teil der Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern geworden. Auch im Kontext des Lehrens und Lernens sehen Experten daher großes Potential in den neuen Medien. Durch neue, kreative Lern- und Lehrsituationen in Social Network Communities im Bereich des Fremdsprachenlehrangebots in der Sekundarstufe soll daher ein Versuch gestartet werden, neue Medien gewinnbringend im Unterricht zu integrieren.
Im Fremdsprachenunterricht stehen Lehrende vor der Aufgabe, den Schülerinnen und Schülern neben sprachlichen Mitteln kommunikative Fertigkeiten und interkulturelle Kompetenzen zu vermitteln. Unter kommunikativen Fertigkeiten versteht man das Hör- und Leseverstehen, die Sprachfertigkeit, die Sprachmittlung und die Schreibfertigkeit. Hierfür müssen Anlässe zur Sprachaufnahme und Sprachproduktion geschaffen werden. Authentische Situationen wirken sich hier erfahrungsgemäß positiv auf die Lernmotivation aus, da Sprache so als Ausdrucksmittel verstanden werden kann, das dazu befähigt, reale Inhalte zu kommunizieren. Um die Lernenden zum Sprechen zu motivieren, sollte außerdem eine Lernatmosphäre geschaffen werden, die Hemmungen entgegenwirkt und Fehler zulässt.
Der Fremdsprachenunterricht bietet sich besonders dazu an, die Schülerinnen und Schüler mit fremden Kulturen in Berührung zu bringen und sie für Ursachen möglicher Probleme im interkulturellen Zusammenleben zu sensibilisieren. Das Kennenlernen anderer Lebensarten und Traditionen trägt einerseits zur Bewusstmachung der eigenen kulturellen Identität bei, andererseits ermöglicht es eine höhere Toleranz gegenüber fremden Umgangsformen. Vor allem für affektive Lernziele wie diese ist es sinnvoll, sich bei der Themenwahl an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler zu orientieren.
Ein entscheidendes Argument für das Erlernen einer Fremdsprache leitet sich sicherlich aus dem Bestreben ab, mit Menschen zu kommunizieren, die nicht die eigene Muttersprache teilen. Dieser Anreiz sollte den Schülerinnen und Schülern bewusst gemacht werden.
Soziale Netzwerke sind seit einigen Jahren in steigender Zahl und Variation im Internet zu finden. Ein großer Teil von ihnen (u.a. Facebook und MySpace) richtet sich an die Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Business-Netzwerke wie Xing oder LinkedIn sind hingegen inzwischen kaum noch wegzudenkende Plattformen für Arbeitgeber und Arbeitssuchende geworden.
In einer so genannten social networking community haben Nutzer die Möglichkeit, ein persönliches Profil zu erstellen und sich Profile anderer Nutzer anzusehen. Kommuniziert wird hauptsächlich asynchron über private oder öffentlich sichtbare Nachrichten und über Blogs. In einigen Netzwerken (z.B. Facebook) ist zusätzlich die Möglichkeit der synchronen Kommunikation via Chat gegeben. Ihre Funktionsweise ist im Grunde identisch mit derer der Business-Netzwerke. Der wesentliche Unterschied gegenüber anderen Kommunikations- plattformen im Internet ist die Sichtbarkeit der Kontakte der einzelnen Personen zu anderen Netzwerkmitgliedern. Dadurch entstehen, so Boyd und Ellison (2007), häufig Verbindungen, die im realen Leben nicht zustande gekommen wären. In Gruppen finden sich Nutzer mit ähnlichen Interessen oder Ansichten zusammen. Hierbei spielen räumliche Distanzen keine Rolle, es können also Menschen aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen über eine Gemeinsamkeit oder einen Knotenpunkt miteinander in Kontakt treten. Einer Umfrage des Komjuniti/ Brand Science Institutes zufolge (Jac 2007) schätzen Jugendliche ihre tägliche Verweildauer in social networking communities im Durchschnitt 22 Minuten, wobei die meisten sich dabei vorrangig für das Knüpfen von Kontakten interessieren.
Vor allem für junge Menschen spielen Netzwerke also eine entscheidende Rolle für die private Interaktion. Spätestens bei der Bewerbung um eine Arbeitsstelle werden für viele auch die Business-Netzwerke relevant. Für den Fremdsprachenunterricht können vor allem social networking sites eingebunden werden, um die Kommunikationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Die begleitende kritische Auseinandersetzung mit Problemen und Gefahren der Datenveröffentlichung und anderen relevanten Aspekten bereitet die Jugendlichen somit auch auf die Nutzung der Business-Netzwerke vor. Für den Unterricht können die bereits beschriebenen Funktionen der Plattformen und das Interesse der Jugendlichen von großem Nutzen sein. Sie können als Informationsquelle zur Bearbeitung gezielter Fragestellungen herangezogen werden und den Lernenden darüber hinaus als Kommunikationsanreiz dienen. Zu diesem Zweck bieten sich Netzwerke in der Zielsprache an.
Zu Beginn der Arbeit mit dem Netzwerk im Unterricht steht das Erstellen der persönlichen Profile der Schülerinnen und Schüler. Hierbei ist die Schreibfertigkeit gefordert. Da es sich um eine Eigendarstellung handelt, in der sowohl visuelle, als auch Textelemente eingesetzt werden können, lässt diese Aufgabe Freiraum zur kreativen Gestaltung. Zudem wird im Gegensatz zu einer rein schriftlichen Präsentation (wie z.B. in einer E-mail) die Methodenkompetenz der Schülerinnen und Schüler im Umgang mit modernen Medien gestärkt. Anders als im Unterrichtsgespräch ist eine Eigendarstellung hier tatsächlich notwendig, da sich der Kreis der Rezipienten nicht auf die ohnehin miteinander bekannte Klasse beschränkt. Dies ist ein entscheidender Aspekt, der die Nutzung von Netzwerken für den Unterricht besonders interessant macht.
Je nach Projekt können nun aktiv Gruppen im Netzwerk gegründet oder bereits bestehende Gruppen für den Aufbau nützlicher Kontakte genutzt werden. In der folgenden Kommunikation mit anderssprachigen Mitgliedern sind die Lernenden gefordert, ihre sprachmittlerischen Fähigkeiten einzusetzen. Hierbei weist die asynchrone Kommunikation via Netzwerkmail viele Charakteristika der geschriebenen Sprache auf. Allerdings folgt die Ausdrucksweise in E-mails bekanntermaßen anderen Konventionen als die der gehobenen Sprache eines offiziellen Briefes: Sie ist weniger formell und häufig abgekürzt. Zudem enthalten E-mails erfahrungsgemäß oft mehrere Themen, sodass es für Nicht-Muttersprachler schwierig sein kann, den Zusammenhang zu verstehen. Stockwell (2003 a, S. 37) fand darüber hinaus eine Schwierigkeit für das Verständnis fremdsprachiger E-mails: „…messages often contain multiple topics, sometimes making it difficult for learners to deal with the large amount of information.” Diese Aspekte sollten beachtet und in der Lerngruppe thematisiert werden, allerdings sind sie nicht unbedingt als Nachteil anzusehen. Schließlich sollten die Schülerinnen und Schüler beim Eingang ins Berufsleben über Sicherheit im Leseverstehen und Ausdruck des englischsprachigen E-mail Verkehrs verfügen, der heute längst einen großen Teil privater und beruflicher Kommunikation ausmacht.
Der Informationsaustausch im synchronen Chat, der in einigen Netzwerken möglich ist, lässt sich allein schon durch die Geschwindigkeit des Wortwechsels mit einer mündlichen Konversation vergleichen. Die Teilnehmenden müssen die Fremdsprache spontan produzieren und sie in geschriebener Form verstehen. Hierbei ist zu beachten, dass Schwierigkeiten auftreten können, die im direkten Gespräch nicht präsent sind: Dadurch, dass die Nutzer einander nicht sehen können, kann die Körpersprache weder zum inhaltlichen Verständnis, noch zur Diskussionsorganisation beitragen. Es kann also bei ambivalenten oder komplexen Inhalten gerade in einer Fremdsprache leichter zu Missverständnissen kommen. So dauert es häufig länger, zu einem Ergebnis zu gelangen, da die Chat Teilnehmer teilweise gleichzeitig antworten oder bereits neue Fragen stellen, bevor die vorherige Thematik für beide Beteiligten abgeschlossen ist.
Die Kommunikation via Chat birgt für Lernende allerdings auch Vorteile gegenüber der mündlichen Konversation, da durch die schriftliche Darstellung die Aufmerksamkeit eher auf die Sprache selbst und ihre grammatikalische Form gerichtet ist. (Warschauer, 1997). Diese Vermutung Warschauers erscheint nachvollziehbar, schon allein weil etwas mehr Zeit für eine – wenn auch oft kurze – schriftliche Äußerung in Anspruch genommen wird, als für eine mündliche Formulierung. Hinzu kommt, dass der Sender das Formulierte visualisiert bevor er es abschickt. So werden Fehler leichter sichtbar und können bewusst gemacht und eventuell korrigiert werden.
Durch den Einsatz sozialer Netzwerke werden die Schülerinnen und Schüler über deren einzelne Kommunikationsmöglichkeiten hinaus angeregt, weitere Kontakte zu knüpfen. Dies kann über Gruppen geschehen oder über die angezeigten Netzwerke der Kontaktpersonen im Ausland. Laut einer Umfrage des Instituts Datamonitor aus dem Jahr 2008 nutzen die Briten das online-social-networking unter allen Europäern am Häufigsten. Nicht zuletzt durch diese große Zahl englischsprachiger Nutzer wird es für Jugendliche attraktiv, ihre Kommunikationsfähigkeiten in der Fremdsprache auszubauen. Sie gewährt ihnen Zugang zu einem multinationalen Kreis von Nutzern, mit denen sie sich über für sie relevante Themen austauschen können. Die übersichtliche Handhabung der meisten Seiten und ihre Anschaulichkeit durch die Mischung von Text-, Bild- und Audioelementen erklären ihre Beliebtheit bei vielen jungen Menschen. Anhand der synchronen und asynchronen Kommunikationswege können mithilfe einer einzelnen Plattform unterschiedliche Lernziele (Sprachproduktion, Leseverstehen, kreatives Schreiben etc.) im Unterricht verfolgt werden. Der Nutzen der Netzwerke für das Erlernen der Fremdsprache liegt also in den Vorzügen ihrer einzelnen elektronischen Kommunikationswege sowie in deren Kombinierbarkeit. Die sich ständig erweiternde Bandbreite an Konversationspartnern und die Vernetzung der Nutzer über Gruppen und persönliche Profile machen social networking communities zum idealen Medium für den Austausch zwischen den Kulturen im Unterricht.
Der Einsatz von Netzwerken im Englischunterricht ist auf vielfältige Weise denkbar. Sie können sinnvollerweise zur Kommunikation mit englischen Muttersprachlern oder mit Jugendlichen einer anderen Nationalität, deren L2 (= zweite Fremdsprache) ebenfalls Englisch ist, eingesetzt werden. Bei solch einer bilingualen Zusammenarbeit gilt es zu bedenken, dass beide Partner einen vergleichbaren Lernfortschritt erzielen sollten. Dies ist in Kooperationen zwischen Nicht-Muttersprachlern des Englischen eher gegeben, da alle Beteiligten das gleiche Ziel, das im Erlernen der Sprache liegt, verfolgen. Allerdings ist eine solche Zusammenarbeit nicht optimal. So argumentieren Levy und Stockwell (2006) im Zusammenhang mit E-mail Lernpartnerschaften, dass Schülerinnen und Schüler über schlechte Sprachvorbilder besorgt sein könnten und, dass ihr Bedürfnis nach Fehlerkorrektur durch den Lernpartner nicht voll befriedigt werde. Die Kooperation zwischen Nicht-Muttersprachlern erscheint daher nur in höheren Klassenstufen mit sicheren englischen Sprachkenntnissen sinnvoll. Es sollte außerdem unbedingt sichergestellt werden, dass sich die kooperierenden Klassen zum Zeitpunkt des Projekts auf einem äquivalenten Leistungsniveau bewegen.
Bei einer Kooperation von Nicht-Muttersprachlern mit Muttersprachlern bekommen die Lernenden hingegen authentische Sprachmodelle. Fehlerkorrekturen sind voraussichtlich unproblematisch. Allerdings profitieren hier die Muttersprachler nicht, wenn es um die reine Kommunikation geht: „One of the biggest criticism targeted at this type of interaction is that, in most cases, although the tasks are demanding for the nonnative speakers, they tend to be rather tedious for the native speakers.“ (Fischer, 1998, S. 87). Diesem Problem kann auf unterschiedliche Arten entgegengewirkt werden, wobei die Aufgabenstellung entscheidend sein kann. So bietet es sich an, den Muttersprachlern komplexere bzw. auf andere Aspekte fokussierte Aufgaben zu stellen als den Nicht-Muttersprachlern.
Eine andere Möglichkeit, um Einseitigkeit zu vermeiden sind so genannte Tandem-Kooperationen. Voraussetzung hierfür ist, dass die jeweilige Zielsprache der einen Gruppe der Muttersprache der anderen Gruppe entspricht. Es wird dann wechselseitig in beiden Sprachen kommuniziert, sodass beide Seiten von der Korrektur und der Modellfunktion des Gegenübers profitieren können. Für landeskundliche Einheiten bietet sich diese Art der Zusammenarbeit besonders an, da die Schülerinnen und Schüler so nicht nur sprachlich, sondern auch in Bezug auf die Kultur und das Land direkt voneinander lernen können. Als Nachteil bei Tandem-Partnerschaften kann es empfunden werden, dass nur die Hälfte der Kommunikation in der Fremdsprache stattfindet. Allerdings ist dem entgegenzuhalten, dass auch die Bereitschaft zur Vermittlung der eigenen Fähigkeiten an Andere ein wichtiges affektives Lernziel der Schule sein sollte.
Alle hier aufgezeigten Arten der Kooperation haben Vor- und Nachteile. Letztlich muss anhand der Unterrichtsziele und den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler abgewogen werden, welche im Einzelfall angemessen ist. Letztlich teilen sie aber einen entscheidenden Vorteil als Alternativen zum herkömmlichen Klassenunterricht: Durch die computer-gestützte Kommunikation werden räumliche Distanzen überwunden. So bekommen Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, mit Muttersprachlern der Zielsprache oder Menschen mit anderer Muttersprache als der eigenen zu kommunizieren. Die Fremdsprache wird hierbei Mittel zum Zweck - die Sprachanwendung geschieht aus einer natürlichen Notwendigkeit heraus, die sich aus der unterschiedlichen Herkunft der Gesprächsteilnehmer ergibt. Sie folgt somit einer anderen Motivation als in künstlich erzeugten Unterrichtssituationen. Ohne den Einsatz von Kommunikationsplattformen im Internet wäre dies nur in Form eines Austauschs möglich. Vor allem für Schülerinnen und Schüler, die noch nicht die Gelegenheit hatten, ihre Fremdsprachenkenntnisse auf Reisen anzuwenden, kann die Arbeit mit dem Netzwerk daher eine bereichernde und motivierende Erfahrung sein.
Ob und in welcher Form ein Netzwerk hilfreich sein kann, kommt auf die Thematik der Unterrichtseinheit und auf die damit verbundenen Lernziele an. In jedem Fall sollte der Lehrende vorab eine Kooperation mit einer ausländischen Schule in die Wege leiten und Absprachen über das zu planende Projekt treffen. Im Folgenden wird der methodische Ablauf der Arbeit mit dem Netzwerk als Teil einer exemplarischen Unterrichtseinheit skizziert.
Zu einem landeskundlichen Thema über die englische Jugendkultur stellt der Lehrende Kontakt zu einer gleichaltrigen Klasse einer englischen Schule her, in der Deutsch als erste Fremdsprache gelehrt wird. Die Lernenden (hier: Klasse 9 eines deutschen Gymnasiums) befinden sich auf einem etwa äquivalenten Leistungsniveau in der L2. In Form einer Tandempartnerschaft sollen die Schülerinnen und Schüler über die jeweils andere Klasse Informationen zusammentragen und sie anschließend für alle Teilnehmenden sichtbar in der Zielsprache präsentieren. Hierfür wird eine Internetseite (Wiki) eingerichtet, die mit einem vereinfachten content-management-system online bearbeitet werden kann. Als Netzwerk wird die Plattform Facebook eingesetzt. Sie eignet sich besonders gut für ein Projekt im Englischunterricht: Im Gegensatz zu einigen anderen Netzwerken ist die Möglichkeit zur synchronen Kommunikation via Chat, und damit die Gelegenheit zur Übung einer weiteren Kommunikationsform neben E-mail und Blog gegeben. Die Zielgruppe schließt jugendliche Nutzer ein, was für die Motivation der Schülerinnen und Schüler und die Arbeit am Projekt wichtig ist.
Nach einer technischen Einführung in die Benutzung von Facebook und einer Information über die Probleme der Datenveröffentlichung (Informationen und insbesondere Fotografien) erhalten alle Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, ihr persönliches Profil in der jeweiligen Fremdsprache zu gestalten, um sich der fremden Klasse vorzustellen. Alle Teilnehmenden bekommen im Anschluss Gelegenheit, die anderen Profile zu lesen und sich untereinander zu vernetzen. Dies ist für die anschließende Arbeit wichtig, damit Informationen automatisch weitergeleitet werden. Im Folgenden werden unterschiedliche Fragestellungen zur Jugendkultur und zu Sitten und Gebräuchen des anderen Landes untersucht. Es bietet sich die Arbeit in Kleingruppen innerhalb der Klassen an, wobei jede Gruppe eine andere Aufgabe erhält. Die Arbeitsaufträge können zusätzlich in einen realistischen Kontext gesetzt werden, indem die Lernenden sich in Rollen versetzen. Dies könnten beispielsweise Musikproduzenten oder Weihnachtsartikelhersteller sein, die den englischen bzw. deutschen Markt zum Zweck einer Firmenexpansion erforschen möchten. Der Lehrende gibt den Schülerinnen und Schülern ausreichende Hilfestellung zu den möglichen Forschungs-methoden, die das Netzwerk bietet. Die englischen Gruppen erarbeiten eigene ähnliche Fragestellungen. Bei der Kommunikation wird zur Klärung der jeweils eigenen Fragen die Fremdsprache benutzt, sodass durch beidseitigen Informationsbedarf ein ausgewogener Wechsel der Sprachen herrschen sollte. Um ein Gleichgewicht sicherzustellen kann die Kontrolle und Hilfestellung der Lehrenden notwendig sein.
Die Gruppen sammeln nun die nötigen Informationen, indem sie mit den Schülerinnen und Schülern der englischen Schule via Netzwerkmail oder Chat kommunizieren. Über öffentlich lesbare Nachrichten kann ein größerer Personenkreis angesprochen werden. Zum Forschen nach Trends in der Jugendkultur werden auch bereits vorhandene Gruppen im Netzwerk durchsucht und gegebenenfalls eigene Gruppen gegründet. Durch die Vernetzung der Schülerinnen und Schüler untereinander werden Gruppenneugründungen automatisch kommuniziert. Dies kann hilfreich sein, damit sich ein möglichst großer Teil der Klasse zu dem jeweiligen Thema in der Gruppe äußert. Handelt es sich um Umfragen zu Musikvorlieben oder anderen üblicherweise in den Profilen dargestellten Themen können auch die Netzwerke der Partnerklasse zu anderen Personen genutzt werden. So ist es den Lernenden möglich, einen weitaus repräsentativeren Einblick in die Lebensweise der Gleichaltrigen im anderen Land zu erlangen, als es im Austausch zwischen zwei einzelnen Personen möglich wäre.
Am Ende des Projekts präsentieren die Gruppen ihre Ergebnisse auf einem Wiki in der jeweiligen Zielsprache. Hier können nach dem Prinzip des Virtual Peer Review (Kastmann Breuch, 2004) nachträglich Fehler durch die Muttersprachler korrigiert und Einträge kommentiert werden. Ziel dieser Unterrichtseinheit ist das selbstständige Kennenlernen der anderen Kultur durch Gleichaltrige. Darüber hinaus soll die Schreibfertigkeit und das Leseverstehen sowie die Fähigkeit zur spontanen Sprachproduktion geübt werden. Das Medium „Netzwerk“ bietet ideale Vorraussetzungen für die Kombination dieser zentralen Lernziele des Englischunterrichts innerhalb einer Unterrichtseinheit.