Mayrberger, K. (2011). Best of Abschlussarbeiten. Editorial. w.e.b.Square, 05/2011. URL: http://websquare.imb-uni-augsburg.de/2011-05/1.
Die Abgabe einer Abschlussarbeit markiert immer einen wichtigen Punkt in der akademischen Laufbahn. Ein (hoffentlich) bedeutsames Thema aus dem Feld von Medien, Bildung und Kommunikation hat eine wissenschaftliche Form erhalten, ist zu Ende gebracht und vor allem: geschafft!
Für manche Studierende stellt eine schriftliche Abschlussarbeit eine größere Herausforderung dar als für andere. Die Einen gehen ihre Arbeit eher pragmatisch an, die Anderen verfolgen wissenschaftliche Ziele - zumeist soll mit der Abschlussarbeit gezielt der nächste Lebensabschnitt vorbereitet werden. Einige wissen recht genau, was nach dem Abschluss kommt, Andere wiederum wollen oder müssen eine Zeit der Orientierung und Suche einschieben, bevor es weitergeht. Ganz im Sinne des lebenslangen Lernens ist die Abschlussarbeit - sei es nun im Bachelor oder im Master - eine (akademische) Station unter vielen. Das mindert ihre Bedeutung jedoch nicht.
Vielmehr stellt sich jeweils die Frage nach der Bedeutung, die ihr von der Verfasserin oder dem Verfasser zugeschrieben wird: zählt das Produkt - die Note - oder zählt der Prozess?
In Zeiten des modularisierten Studierens ist kaum zu leugnen, dass eher ein ergebnis- denn ein prozessorientierter Wissenserwerb gefordert und gefördert wird, es also „auf die Note ankommt". Letztlich heißt das: Die Zwischenprodukte in den Modulen und vor allem das Endprodukt müssen stimmen, um weiter zu kommen. Hier stellt sich die Frage, inwiefern das „zwischen den Produkten" einen ebenso bedeutsamen Wert für das Weiterkommen hat und haben muss? Wie sieht es mit den Prozessen der (Persönlichkeits-)Bildung aus, die durchlaufen werden? Welche (über-) fachlichen Kompetenzen wurden auf dem Weg zur Abschlussarbeit und beim Verfassen dieser erworben? Welche Erfahrungen wurden gemacht und welcher „Holzweg" wieder verlassen? Welche sozialen Kontakte konnten geknüpft und verstetigt werden? Wo und wie wurde sich (ehrenamtlich) engagiert?
Insofern stellt eine Abschlussarbeit nicht nur ein fachliches Produkt zu einem spezifischen Thema dar, sondern ist idealerweise immer auch ein umfassendes (über-) fachliches (Zwischen-)Ergebnis eines akademischen Abschnitts im lebenslangen Lauf - auch wenn sich diese Dimension in der Regel einer konkreten Bewertung entzieht. Das „Dazwischen" zahlt sich zumeist erst nach einiger Zeit merklich aus.
Diese w.e.b.Square Ausgabe, wie schon die Ausgaben 3/2010 und 3/2011, bündelt in einem „Best of Abschlussarbeiten" fachlich gelungene Bachelor- und Masterarbeiten, um studentische Wissensprodukte einer breiteren Leserschaft zugänglich zu machen. Zugleich geben die Arbeiten einen exemplarischen Eindruck zu Themenfeldern, die im Studium „Medien und Kommunikation" behandelt werden.
So befasste sich Sarah Noske in ihrer Bachelorarbeit mit der Frage, inwiefern journalistische Angebote Auslöser von Anschlusskommunikation sind. Dafür wurde mit Hilfe qualitativer Interviews untersucht, inwiefern die Art des journalistischen Beitrags und der Inhalt als Auslöser von Anschlusskommunikation dienen können. Darüber hinaus möchte sie herausfinden, welche Medien hierfür vorrangig ausgewählt werden.
Jennifer Meister untersuchte in ihrer Bachelorarbeit aus einer sozialpsychologischen Perspektive die computervermittelte Kommunikation im Hochschulkontext. Konkret wird eruiert, wie der Einsatz von E-Mail, Instant Messenger und News Boards bei Gruppenarbeiten die Entfremdung der Kommunikationsteilnehmer und damit die soziale Vereinsamung fördert. Damit leistet die Untersuchung einen Beitrag zur Diskussion der Konsequenzen der steigenden Technologisierung von Kommunikationsprozessen in der Gesellschaft.
Die Masterarbeit von Jasmin Primsch blickt auf einen anderen Bereich der Hochschule: Sie erforscht, inwiefern WissenschaftlerInnen aus den Bereichen Mediendidaktik, -pädagogik und Weiterbildung Twitter zum Reputationsmanagement nutzen. Dabei untersuchte sie Mitglieder der Edu-Community mit Hilfe qualitativer Inhaltsanalysen und Leitfadeninterviews in Bezug auf ihre Selbstdarstellung und ihr Beziehungsmanagement auf Twitter.
Einer neuerdings stärker beachteten Zielgruppe widmet sich Lisa Leupolz in ihrer Bachelorarbeit. Sie stellt sich die Frage, warum sich der Trend, Social Networks zu nutzen, vor allem auf jüngere Nutzergruppen beschränkt. Im Sinne des „Uses-and-Gratifications"-Ansatzes setzt sie sich mit internetbasierten sozialen Netzwerken theoretisch und empirisch auseinander. Mit Hilfe qualitativer Interviews geht sie konkret der Frage nach, was ältere Menschen zur Nutzung von Social Network Sites motiviert und was sie daran hindert.
Tobias Blessing behandelt in seiner Masterarbeit das Thema Onlinekritik durch zivile Akteure am öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Er untersucht, wie das öffentlich-rechtliche Fernsehen im Web 2.0 kritisiert wird. Von Interesse waren dabei ausgewählte Aspekte wie Anlass, Gegenstand sowie Charakter der Fernsehkritik Online, die anhand des Onlinemagazins Fernsehkritik.tv und privaten Blogs von Medienrezipienten verglichen wurden.