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Wissensmanagement und E-Learning unter Bildungsperspektive
Ausgabe 2008 01

Auf die Plätze, fertig, MuK!

Die Erstsemesterberatung der Fachschaft Medien und Kommunikation


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Fachschaftsengagement wird nicht selten mit der so genannten 68er-Generation in Verbindung gebracht und in direktem Atemzug mit überzogenem politischem Aktionismus genannt. Fachschaftsengagement ist heute aber weniger politisch motiviert, als von Interesse am Studiengang und dessen Weiterentwicklung geprägt. Wie freiwillige Mitarbeit in einer losen Studierendenvertretung unter Berücksichtigung technologischer Entwicklungen und individueller Bedarfe verlaufen kann, skizziert folgender Artikel: Im Zentrum steht die Erstsemesterberatung der Fachschaft „Medien und Kommunikation" an der Universität Augsburg. Das Projekt „Auf die Plätze, fertig, MuK!" zeigt dabei als Best-Practice-Beispiel, inwieweit eine Interessensvertretung von Studierenden einen Studiengang aktiv mitgestalten kann und welche personalen und organisationalen Rahmenbedingungen dazu notwendig sind. 

1. Ausgangslage: Aller Anfang ist schwer

Denken wir ein paar Jahre zurück, an unseren ersten Tag als Medien-und-Kommunikation-Studierende an der Universität Augsburg.

„Nächste Haltestelle: Universität" - „Zum Glück, da muss ich raus, dachte schon, ich sei falsch. Hab ich die Wohnungstür abgeschlossen? Wo muss ich denn jetzt hin? Ach, hier steht's, Hörsaal II. Hoffentlich ruft meine neue Mitbewohnerin jetzt nicht an. Wo nur ist Hörsaal II? Hörsaalzentrum - na bravo, und wo ist das? Ah, hier: Einführungsveranstaltung Medien & Kommunikation. Neiiiiiin, ich hab vergessen mich anzumelden in diesem Dings - Digicampus oder so. Auch egal. Puh, gerade noch rechtzeitig, aber für einen Kaffee reicht es nicht mehr - naja, ich weiß eh nicht, wo es einen gibt. Oh, es geht schon los! Bin ganz schön gespannt!"

„Herzlichen Willkommen liebe Erstsemester zur Einführungsveranstaltung des Studiengangs Medien und Kommunikation!" ... „Medien und Kommunikation ist ein interdisziplinärer Studiengang mit den Kernfächern Kommunikationswissenschaft, Medienpädagogik und Medieninformatik" ... „Prüfungen sind studienbegleitend abzulegen und finden in der Regel in der vorlesungsfreien Zeit statt." ... „Für jede erbrachte Prüfungsleistung bekommen Sie einen Schein, auf dem die Art der Prüfungsleistung, die Anzahl der dafür vergebenen Leistungspunkte und Ihre Note vermerkt sind." ... „Die Vergabe von Credit Points erfolgt nach dem European Credit Transfer System (ECTS)." ... „Alle erbrachten Studienleistungen fließen in Ihre Gesamtnote ein und können - sofern Sie bestanden haben - nicht wiederholt werden." ...  „Die Gesamtnote berechnet sich als arithmetisches Mittel der mit den jeweiligen Leistungspunkten gewichteten Einzelnoten".

„Wie Aushang? Ich dachte, ich bekomme dafür diesen Schein? Und überhaupt: Was ist eigentlich ein Schein?" ... „Was ist genau ECTS?" ... „Wie oft kann ich eine Prüfung wiederholen?" ... „Wie berechnet sich jetzt meine Gesamtnote zum Schluss?" ... „Achso, und wie melde ich mich bei diesem Digicampus an?"

Studienbeginn. Desorientierung. Alles neu. Wie im Dschungel. Gedanken, wie sie für einen Erstsemester im Studiengang Medien und Kommunikation ganz normal sind.

2. Problemlösung Teil I: Mehr als nur Orientierungshilfe

Die Fachschaft Medien und Kommunikation (FSMuK) ist 2001 entstanden, um genau an diesem Punkt anzusetzen, nämlich (jüngeren) Studierenden bei ihrer Orientierung im Studiengang Medien und Kommunikation (MuK) weiterzuhelfen. Sie ist ein loser und freiwilliger Zusammenschluss von engagierten Studierenden, der als Schnittstelle zwischen Studierenden- und Hochschulinteressen fungiert. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören laut dem Allgemeinen Studierenden Ausschuss (2006) die inneren Angelegenheiten sowie die Förderung aller Studienangelegenheiten ihrer Mitglieder. Darüber hinaus wirken sie bei der Gestaltung der Studienordnung sowie bei der Beratung von Studierenden mit, was wiederum auch zur Entlastung der Lehrenden beiträgt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Fachschaften geht das Engagement der FSMuK weit über den durchschnittlichen Einsatz einer Interessensgemeinschaft hinaus. Der Service der Fachschaft erstreckt sich dabei auf eine 24-Stunden-Betreuung via E-Mail bzw. Website, auf ein MuK-spezifisches Vorlesungsverzeichnis („Inoffizieller Studienplan") in jedem Semester und auf außeruniversitäre Aktionen (Erstsemester-Kennenlernabend, Fachschafts-Partys, Gastvorträge etc.). Dies hat über die vergangenen Jahre zu einem durchaus ungewöhnlichen Gemeinschaftsgefühl geführt, das rückblickend besonders von den Absolventen gelobt wird. So nennen 18 Prozent der ehemaligen Studierenden bei der offenen Frage nach den Besonderheiten des MuK-Studiengangs das Gemeinschaftsgefühl (Florian & Nitsch, in diesem Band)1: Man hat das Gefühl, dass immer ein Ansprechpartner da ist, dass sich die Studenten gegenseitig versuchen zu helfen und bei der Informationssuche unterstützen. Die Bindung an den Studiengang überdauert das Studienende, indem beispielsweise Alumni in eigens initiierten Berufsinfoabenden von ihren derzeitigen Tätigkeitsfeldern berichten.

Freilich fiele die Fachschaftsarbeit nicht auf einen derart fruchtbaren Boden, wenn an der Universität Augsburg andere Rahmenbedingungen gegeben wären. Dies mag einerseits an der Größe des Studiengangs liegen - es werden jährlich nur etwa 50 neue Studierende zugelassen. Diese werden zu 60 Prozent nach Abiturnote und zu 40 Prozent nach ihren beruflichen Erfahrungen ausgewählt. Auf diese Weise wird dafür gesorgt, dass die Studierendenschaft formal möglichst heterogen zusammengesetzt ist - entsprechend der interdisziplinären Veranlagung des Studiengangs. Im Hinblick auf ihre persönlichen Eigenschaften sind die Studierenden wiederum eher eine homogene Gruppe, zeichnen sie sich doch durch enorme Kommunikationsstärke, Problemlösefähigkeit, Leistungsbereitschaft sowie Teamgeist aus. Letzterer sorgt für die große Akzeptanz der Fachschaftsarbeit bzw. einen Willen, jene (ideell) zu unterstützen.

Dieser Wille zur Unterstützung kann aus organisationspsychologischer Sicht mit dem Konzept des Commitments (u.a. Six & Felfe, 2004) erklärt werden. Commitment bezeichnet dort ein Gefühl der Bindung an oder der Verbundenheit mit einer Organisation (Ammon, 2006). Letztlich gibt es darüber Auskunft, wie gut Individuum und Organisation zusammen passen und sich miteinander verbunden fühlen (Allen & Meyer, 1990).

Allen und Meyer (1990) unterteilen organisationales Commitment weiter in (1) normatives, (2) abwägendes und (3) affektives Commitment. Dabei ist das Commitment einer Person selten nur einem Bereich zuzuordnen - im Gegenteil: Die Komponenten sind abhängig von Person und Organisation unterschiedlich ausgeprägt. Normatives Commitment stellt die Verbundenheit mit den Werten und Normen einer Organisation heraus (Ammon, 2006). Abwägendes Commitment (Continuance Commitment) rückt den Aufwand einer Trennung von der Organisation in den Mittelpunkt. Affektives Commitment beschreibt wohl am besten, warum sich die MuK-Studierenden als Teil der Organisation Hochschule ihrem Studiengang und der Fachschaft verbunden fühlen: Durch ein hohes affektives Commitment engagieren sie sich von sich aus und bewältigen ihre Aufgaben mit erheblicher intrinsischer Motivation. Der Aspekt der Freiwilligkeit gilt dabei als ein wesentlicher Faktor (Ammon, 2006). Folglich ist affektives Commitment gekennzeichnet durch (a) einen starken Glauben an und eine starke Akzeptanz von Werten und Zielen der Organisation, (b) die Bereitschaft, beträchtliche Anstrengungen für die Organisation aufzubringen sowie (c) den Wunsch, die Mitgliedschaft in der Organisation aufrecht zu erhalten (Holzer, 2006, S. 75f.). Diese drei Aspekte von affektivem Commitment finden sich auch im Studiengang Medien und Kommunikation: Man hält zusammen, verfolgt die selben Ziele, man arbeitet an diesen Zielen, um die eigenen Situation zu verbessern und selbst die ehemaligen MuK-Studierenden fühlen eine starke Verbundenheit zum MuK.

Bedingungen für eine langfristige emotionale Bindung an eine Organisation sind nach Ammon (2006) Leistungsmotivation, Tätigkeitsspielraum und Kontrollüberzeugung. Alle Aspekte lassen sich auch bei den MuK-Studierenden wieder finden: durch die grundsätzlich vorhandene Leistungsbereitschaft (siehe Auswahlverfahren), das Facettenreichtum des interdisziplinären Studiengangs sowie das ständige Erleben von Selbstorganisation durch strukturelle und curriculare Rahmenbedingungen. Dadurch ist über die vergangenen Jahre eine Kultur des „Geben und Nehmens" unter den Studierenden entstanden, die meist als „MuK-Community" beschrieben wird und das Commitment speziell unter jüngeren Studierenden nochmals verstärkt. Insbesondere die Fachschaftsmitglieder nehmen hier eine Vorbildfunktion ein.

Trotz des Rückhalts aus der Studierendenschaft, oder gerade deswegen, setzt sich die Fachschaft stets neue Ziele. Dies kann zunächst einmal darauf zurückgeführt werden, dass mit der Lösung der grundlegenden Startschwierigkeiten eines neu eingeführten Bachelor- und Masterstudiengangs zwangsläufig veränderte Ansprüche an die eigene Arbeit einhergehen. Zudem ändern sich die Bedarfe der Studierenden, insbesondere der Erstsemester, die vor allem durch die technologische Entwicklung und veränderte Studienbedingungen hervorgerufen werden. Abgesehen davon würde es nicht zur FSMuK passen, wenn sie sich nicht permanent auf neue Kontexte oder Begebenheiten einstellen würde.

3. Problemlösung Teil II: Auf die Plätze, fertig, MuK!

Einen besonders wichtigen Bestandteil der Fachschaftsarbeit stellt traditionell die Erstsemesterberatung dar. Obwohl hier seit Jahren über zahlreiche Kanäle kommuniziert wird, können nicht alle MuK-Erstsemester flächendeckend bzw. in gleicher Qualität erreicht und trotz einer hohen Zahl involvierter Fachschaftsmitglieder die Fülle an ähnlichen Fragen nicht adäquat beantwortet werden. An der Situation wird bis zum Wintersemester 2005/2006 nichts geändert, da die Zufriedenheit unter den MuK-Erstsemestern enorm groß ist. Die Fachschaft stellt aber fest: Die Erstsemesterberatung ist Jahr für Jahr ein großer personeller, organisatorischer und vor allem auch zeitlicher Aufwand; die Beratung erfolgt meistens aus individueller, weniger aus kollektiver Perspektive.

Da die überschaubare Größe des Studiengangs einen regen Austausch zwischen dem Board2 und der Studierendenschaft ermöglicht, können Veränderungen ohne Barrieren direkt angestoßen und mit Hilfe des Leitungsgremiums umgesetzt werden. Im Sommersemester 2005 werden daher auf Initiative der Fachschaft die bisherige Beratungssituation beim Board des Studiengangs angesprochen und erste Ideen formuliert, wie diese verbessert werden könnte. Daraufhin erarbeiten zwei Fachschaftsmitglieder einen Plan zur Optimierung der Erstsemesterberatung, welcher zuerst mit dem Board abgesprochen und danach als Projekt für das Begleitstudium „Problemlösekompetenz" ausgeschrieben wird (Sporer, Reinmann, Jenert & Hofhues, 2007). Das Projekt „Auf die Plätze, fertig, MuK!" ist geboren. Realisiert wird es in einer Projektgruppe aus Fachschaftsmitgliedern und Studierenden, die sich in der vorlesungsfreien Zeit über die konkrete Ausgestaltung der Erstsemesterberatung austauschen, Inhalte recherchieren und zusammentragen. Dabei untergliedert sich die Erstsemesterberatung künftig in zwei große Teilbereiche: Auf der einen Seite wird ein „Erste-Hilfe-Paket" zusammengestellt, welches Studierenden den Einstieg in den MuK-Studiengang erleichtert und bereits ab dem 1. Oktober auf der Website der Fachschaft unter www.fsmuk.de zum Download zur Verfügung steht. Dabei werden folgende Bausteine in das Erstsemesterpaket integriert:

  1. Universität (Organisation, Lageplan, Bibliothek, Mensa, Cafeteria etc.)
  2. Studium (Stundenplan, Ablauf, Inhalte, Prüfungssystem etc.)
  3. Ausstattung (Internet, Bücher, Computer, Digicampus, Angebot der Virtuellen Hochschule Bayern (vhb) , Reader etc.)
  4. Termine (An-, Ab- und Rückmeldungen etc.)
  5. To do's (Newsletter, Anmeldung auf www.fsmuk.de etc.)
  6. Freizeit (Kneipen, Diskotheken etc.)

Auf der anderen Seite finden wie gewohnt Präsenzberatungen in der ersten Vorlesungswoche statt, um Informationen individuell zu vertiefen und die mehrfach angesprochene Community weiter zu fördern. Neben den immer wieder nachlesbaren Basis-Informationen aus dem Erste-Hilfe-Paket leisten die persönlichen Beratungen die optimale Ergänzung, sodass im Gespräch weniger Grundsatzfragen zum MuK diskutiert werden als vielmehr persönliche Detailberatung erfolgen kann. Denn nach mehrmaliger Durchführung des Projekts stehen inzwischen sogar „alte" Versionen des Erste-Hilfe-Pakets zur Verfügung, sodass sich interessierte Neuankömmlinge bereits vor der für sie zugeschnittenen Version über den von ihnen ausgewählten Studiengang informieren können.

Mit diesem Ansatz, Transparenz zu erzielen, ohne dabei Beratung zu vernachlässigen, lässt sich die Brücke zu den Open Educational Resources (OER) schlagen, sollen doch Wissens- und Bildungsressourcen für jeden frei zugänglich sein (Hofhues, Reinmann & Wagensommer, 2008). Für den MuK-Studiengang heißt das beispielsweise, dass jedem Studieninteressierten gleichermaßen Zugang zu denselben Informationen „von Studierenden für Studierende" geschaffen wird, ohne damit einen kommerziellen Hintergedanken zu verfolgen. Auf diese Weise wird die Privilegiertheit einer Präsenzberatung im alten Stil ein Stück weit aufgelöst. Gleichzeitig sorgen die Studierenden selbst dafür, dass die Informationen regelmäßig aktualisiert werden und die Bereitstellung langfristig nicht von einzelnen Pionieren abhängig bleibt, was für studentische Projekte durchaus eine Herausforderung ist (Reinmann, Sporer & Vohle, 2007) - allerdings bei hohem Commitment wie im MuK unwahrscheinlich ist.

Das Feedback3 der MuK-Erstsemester zeigt schließlich, dass das Projekt „Auf die Plätze, fertig, MuK!" einen wichtigen Beitrag zur ersten Orientierung an der Universität und in Augsburg geleistet hat.

Fachliche Orientierung. Die Erstsemesterberatung bietet nicht nur erste Orientierung, sondern liefert nach Auskunft von Studienanfängern auch genau die richtige Menge an Information: „Von vielen anderen Erstsemestern in anderen Studiengängen habe ich gehört, wie schwierig sie es fanden, sich zurechtzufinden. Zumindest ich kann behaupten, dass ich dank Eurer Hilfe gar keine Probleme hatte." (MuK Studierende, 1. Fachsemester) Auch die virtuelle Begleitung durch Website, Forum und Kontaktmöglichkeit per E-Mail wird geschätzt, sofern weiterführende Fragen vorhanden sind. Dabei handelt es sich beispielsweise um „Interna", etwa die Einschätzung von Veranstaltungen und ihren Inhalten, Dozenten und der Art der Lehre oder für den MuK relevante Literatur: „Hab schon fleißig geschwärmt, wie gut unsere Erstsemesterbetreuung ist. So eine gute Betreuung findet man in anderen Studiengängen so gut wie gar nicht." (MuK Studierende, 1. Fachsemester)

Sozialer Austausch. Die aktive Teilhabe von Studierenden wird schon von Studienanfängern als besonders empfunden und deren Freiwilligkeit betont: „Ich habe festgestellt, dass Ihr es seid, die im Wesentlichen dazu beitragen, dass man diesen Studiengang gut organisiert nennen kann. [...] Bin echt froh, dass es solche Leute wie Euch gibt." (MuK Studierende, 1. Fachsemester) Dabei geht es nicht nur um das „Ansprechbar sein", sondern vielmehr auch um die Möglichkeit der Vernetzung mit anderen Studierenden oder den Erfahrungsaustausch über alle Fachsemester hinweg. Empfehlungen von älteren Studierenden werden daher gern angenommen. Ein positiver Nebeneffekt aus Fachschaftssicht ist die Begeisterung von jüngeren Studierenden, später selbst einmal in der Studierendenvertretung aktiv zu werden: „Ich bin sehr motiviert, irgendwann einmal selbst in die Fachschaft zu gehen, weil Ihr bei aller Arbeit immer den Eindruck vermittelt, das Ganze mache auch noch Spaß!" (MuK Studierende, 1. Fachsemester)

Für alle Beteiligten ist das überaus positive Feedback mehr als nur ein Grund, am Projekt weiterzuarbeiten bzw. Nachfolger dafür anzulernen, die Beratung für den MuK auf dem aktuellen Niveau zu halten und stetig zu verbessern. So werden seit 2005 sukzessive weitere Angebote in die Betreuung aufgenommen. Aktuellstes Beispiel ist das Erste-Hilfe-Paket „Ausland", welches Studierenden bei ihrem Wunsch, einen Teil ihres Studiums im Ausland zu verbringen, unterstützen soll. Darüber hinaus existiert inzwischen eine gesonderte Beratung für diejenigen Studierenden, die erst als so genante Nachrücker in den Studiengang aufgenommen werden.

4. Ausblick: Potenziale für die Organisation „Hochschule"

„Auf die Plätze, fertig, MuK!" ist in vielerlei Hinsicht ein Leuchtturmprojekt. Zunächst zeigt es in herausragender Weise auf, was eine Studierendenschaft trotz oder gerade wegen der überschaubaren Größe mit vereinten Kräften erreichen kann. Das hohe Commitment unter den MuK-Studierenden ist ein Grund dafür. Darüber hinaus findet seit Jahren ein intensiver Austausch zwischen Studierendenschaft und Universität statt, an deren Schnittstelle die Fachschaft gemäß ihrer Aufgabe als Mittler fungiert. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Austausch der unterschiedlichen Bedürfnisse, Meinungen und Haltungen mit dem Ziel, eine gegenseitige Perspektivenübernahme zu erleichtern. Die Studierendenmeinung steht in diesem Prozess im Zentrum schließlich ist auch „Auf die Plätze, fertig, MuK!" erst durch eine umfassende Diskussion zwischen Board und Fachschaft entstanden.

Das Projekt selbst ist von Beginn an Teil des Augsburger Begleitstudiums „Problemlösekompetenz". Das Begleitstudium ist dabei ein co-curricularer Arbeitsraum für Studierende, in dem sie wissenschaftlich-methodische, praktisch-anwendungsbezogene und soziale Kompetenzen erwerben können und zur Hälfte in ihr MuK-Fachstudium integrieren können (Sporer, Reinmann, Jenert & Hofhues, 2007). Im Rahmen von „Auf die Plätze, fertig, MuK!" sind dies primär praktische und soziale Kompetenzen, da sowohl die Aufbereitung der online zur Verfügung gestellten Inhalte als auch die persönliche Betreuung von neuen Studierenden im Vordergrund steht. Die Anbindung ermöglicht darüber hinaus, dass die komplexe und Personal bindende Erstsemesterberatung nicht nur von der Fachschaft getragen werden muss, sondern von weiteren Studierenden unterstützt werden kann und ein Teil des „Workloads" in das eigene MuK-Studium zurückfließt. Durch ein derartiges Vorgehen wird einerseits Kontinuität und Langfristigkeit des Projekts sichergestellt, andererseits aber auch dem „individualökonomischen Kalkül" (Reinmann, 2007, S. 10) Rechnung getragen, welches mit der Umsetzung der hochschulpolitischen Reformen von Bologna an der Hochschule mehr und mehr vorherrscht und sich folglich oftmals negativ auf die Bereitschaft für ehrenamtliches Engagement auswirkt.

Inhaltlich trägt „Auf die Plätze, fertig, MuK!" dazu bei, dass nicht nur der Arbeitsaufwand der Fachschaft vermindert wird, sondern sich auch die Berührungsängste der MuK-Erstsemester mit dem Studium und ihren „älteren" Kommilitonen verringern. Besonders die orts- und zeit-unabhängige Beratung wird als wertvoll erachtet, ergänzt sie doch das Beratungsangebot vor Ort optimal und zeigt von Beginn auf, dass das Internet im MuK-Studiengang das wichtigste Medium ist. Folglich sind Informationen auf der Website www.fsmuk.de „von Studierenden für Studierende" jederzeit abrufbar und können bei Bedarf im Gespräch oder virtuell vertieft werden. Genau diese Kombination von virtuellen und Präsenzangeboten erscheint notwendig, um nicht nur zu informieren, sondern auch den studentischen Austausch vor Ort und somit die MuK-Community weiter zu fördern. Daneben leistet „Auf die Plätze, fertig, MuK!" durch die Explizierung von Erfahrungswissen einen erheblichen Beitrag zum fachschaftsinternen Wissensmanagement und trägt zur „Rekrutierung" neuer Fachschaftsmitglieder bei.

Wie bereits gezeigt, ist die Wertschöpfung in Organisationen wie einer Universität maßgeblich von ihren Mitgliedern, ihren Ideen und ihrem Engagement abhängig. Ein Projekt wie „Auf die Plätze, fertig, MuK" erbringt daher nicht nur wertvolle Dienste für die Studierenden selbst, sondern trägt gerade in Zeiten knapper Ressourcen, also unter eher suboptimalen Rahmenbedingungen, zur Weiterentwicklung des Bachelor- und Masterstudiengangs bei. So gehört zur Verbesserung der Studienbedingungen etwa die zuvor beschriebene (Erstsemester-) Beratung, welche zudem für eine Entlastung der involvierten Mitarbeiter und der Studienberatung sorgt. Das nächste größere Projekt der FSMuK ist schon in Planung: ein Alumni-Netzwerk, um aktuelle und ehemalige MuK-Studierende zusammen zu führen, den sozialen Austausch zu fördern und berufliche Orientierung zu bieten. Am grundlegenden Konzept arbeiten erstmals derzeitige und frühere Fachschaftsmitglieder zusammen - denn MuK-Commitment hört mit dem MuK-Studium nicht auf.


  1. Als Nennungen zum Gemeinschaftsgefühl wurden Aussagen wie bspw. „Zusammenhalt der Studierenden", „enger Kontakt unter den Studierenden" oder „überaus engagierte Fachschaft" bei der Beantwortung der offenen Frage „Was hat dir am MuK gut gefallen?" gezählt.
  2. Das Board (engl., dt. Gremium) ist das Leitungsgremium des Bachelor- und Masterstudiengangs, zusammengesetzt aus den beteiligten Professuren/Lehrstühlen unter wechselndem Vorsitz jeweils eines Professors.
  3. Angaben basieren auf schriftlichen Leitfadeninterviews zur Initiierung des Projekts im Erhebungszeitraum vom 3. bis 8. November 2005.

Literatur
  • Allgemeiner Studierenden Ausschuss (2006). Satzung der Studierendenschaft der Universität Augsburg. Überarbeitet am 19.07.2006. Universität Augsburg. URL: http://www2.student.uni-augsbu... (31.7.2008).
  • Allen, N.J. & Meyer, J.P. (1990). The measurement and antecedents of affective, continuance and normative commitment to the organization. Journal of Occupational Psychology, 63, 1-18.
  • Ammon, S. (2006). Commitment, Leistungsmotivation, Kontrollüberzeugung und erlebter Tätigkeitsspielraum von Beschäftigten in Unternehmen und Behörden im Vergleich. Berlin, Hamburg, Münster: Lit. Verlag.
  • Florian, A. & Nitsch, C. (2008). Qualitätssicherung im Studiengang „Medien und Kommunikation". Darstellung des mehrstufigen Evaluationsprozesses und dessen Funktionen. w.e.b.Square. Ausgabe 1/2008. URL: http://websquare.imb-uni-augsb... (15.9.2008)
  • Hofhues, S., Reinmann, G., Wagensommer, V. (2008). w.e.b.Square - ein Modell zwischen Studium und freier Bildungsressource. In: S. Zauchner, P. Baumgartner, E. Blaschitz & A. Weissenbäck (Hrsg.). Offener Bildungsraum Hochschule - Freiheiten und Notwendigkeiten (S. 28-38). Band 48. Münster: Waxmann.
  • Holz, M. M. L. (2006). Kundenorientierung als persönliche Ressource im Stressprozess - eine Längsschnittstudie. Dissertation, Universität Frankfurt a. M. URL: http://deposit.ddb.de/cgi-bin/... (31.7.2008).
  • Reinmann, G. (2007). Bologna in Zeiten des Web 2.0. Assessment als Gestaltungsfaktor. Arbeitsbericht 16. Augsburg: Universität Augsburg, Institut für Medien und Bildungstechnologie. URL: http://www.imb-uni-augsburg.de... (31.7.2008).
  • Reinmann, G., Sporer, T. & Vohle, F. (2007). Bologna und Web 2.0: Wie zusammenbringen, was nicht zusammenpasst? In R. Keil, M. Kerres & R. Schulmeister (Hrsg.). eUniversity - Update Bologna. Education Quality Forum (S. 263-278). Band 3. Münster: Waxmann.
  • Six, B. & Felfe, J. (2004). Einstellungen und Werthaltungen im organisationalen Kontext. In: H. Schuler (Hrsg.). Organisationspsychologie - Grundlagen und Personalpsychologie (S. 597-671). Göttingen: Hogrefe.
  • Sporer, T., Reinmann. G, Jenert, T. & Hofhues, S. (2007). Begleitstudium Problemlösekompetenz (Version 2.0). In: M. Merkt, K. Mayrberger, R. Schulmeister; A. Sommer & I. van den Berk (Hrsg.). Studieren neu erfinden - Hochschule neu denken (S. 85-94). Band 44. Münster: Waxmann Verlag.

Hofhues, S., Füngerlings, M. & Dürnberger, H. (2008). Auf die Plätze, fertig, MuK! Die Erstsemesterberatung der Fachschaft Medien und Kommunikation. w.e.b.Square. 01/2008. URL: http://websquare.imb-uni-augsburg.de/2008-01/12

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