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Wissensmanagement und E-Learning unter Bildungsperspektive
Ausgabe 2008 00

Vom Frontalunterricht zum virtuellen Lehren und Lernen

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Entwicklung vom Frontalunterricht zum virtuellen Lehren. Es ist ein Thema, das durchaus polarisierend ist. Die einen erhoffen sich allzu viel vom Lernen am Computer, meinen sogar, er könnte irgendwann beinahe den Lehrer ersetzen. Die anderen halten dagegen, dass auch Frontalunterricht seine
Stärken hat. Zudem sollten Erkenntnisse und Erfahrungen, die in jahrelanger Arbeit gewonnen wurden, nicht einfach zugunsten neuer Methoden aus dem Blick verloren werden. Welche Methoden wann sinnvoll sind, soll hier zusammenfassend aufgezeigt werden.

Einleitung

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Entwicklung vom Frontalunterricht zum virtuellen Lehren. Es ist ein Thema, das durchaus polarisierend ist. Die einen erhoffen sich allzu viel vom Lernen am Computer, meinen sogar, er könnte irgendwann beinahe den Lehrer ersetzen. Die anderen halten dagegen, dass auch Frontalunterricht seine Stärken hat. Zudem sollten Erkenntnisse und Erfahrungen, die in jahrelanger Arbeit gewonnen wurden, nicht einfach zugunsten neuer Methoden aus dem Blick verloren werden. Hier beginnt der Aufgabenbereich der Medienpädagogik. Ihre Geschichte beginnt schon recht früh. Oft wird sie sogar schon im 17. Jahrhundert angesiedelt, als Comenius von einem besseren Lernerfolg durch die Kombination von Wort und Bild berichtet. Fest verankert ist der Begriff seit den sechziger Jahren, wenn auch bis heute keine einheitliche Begriffsbestimmung besteht.
Wenn heute über Lehren und Lernen an der Hochschule gesprochen wird, ist ELearning in aller Munde. Dabei ist vor allem der bildungstechnisch-funktionale Aspekt entscheidend. Dieser ist darauf ausgelegt, zwischen dem Lehrenden und dem Lernenden, im Fall der Hochschule zwischen Dozent und Student, via Medien die Lehre und Kommunikation zu unterstützen. Im Folgenden sollen verschiedene Formen des virtuellen Lernens an Universitäten gezeigt werden, nachdem die grundlegende Frage geklärt wurde, auf welche Lerntheorien sich dabei gestützt wird. Da es sich um ein facettenreiches Thema handelt, soll hier nur ein grober Überblick entstehen, wie sich das virtuelle Lehren und Lernen entwickelt und es zusammengesetzt ist. Neben dem einzelnen Studierenden, dem Dozenten und seiner Heimathochschule sind technische Rahmenbedigungen sowie das gesamte soziale Umfeld wichtige Faktoren, die Erfolg oder Misserfolg von virtuellem Lernen beeinflussen.

Lehr-/Lerntheoretische Grundlagen

Virtuelles Lehren und Lernen, besonders aber der Unterricht im Internet ist eine vergleichsweise neue Lehr- und Lernform. Aus diesem Grund bestehen noch nicht sehr viele didaktische Konzepte, die jedoch teilweise nötig wären, um der neuen Situation gerecht zu werden. Man nicht einfach alle bestehenden Grundsätze vom Frontalunterricht auf virtuelle Klassenzimmer übertragen, da die schon allein die physische Situation anders ist. Zwischen Lehrer und Lernenden ist jetzt ein Medium, der Computer, geschaltet.
Grundsätzlich werden drei didaktische Ansätze unterschieden, die in verschiedenen Lernszenarien angewendet werden können: Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus.


Behaviorismus

Im Behaviorismus wird Lernen als eine Art Verhaltensänderung betrachtet. Der Ansatz, der vor allem durch B.H. Skinner Mitte der 1950er Jahre geprägt wird, geht von einem konsequenten Reiz-Reaktions-Schema aus, wobei man den Lernstoff als Reiz und den Lernerfolg als Reaktion betrachtet (Effert, 2001, S. 6). Bei klassischer Konditionierung wird ein vormals neutraler Reiz mit einer erlernten Reaktion gekoppelt.
Skinner erweiterte dies zur operanten Konditionierung, bei der das Individuum aktiv beteiligt ist, also sein Verhalten steuern kann. Zusätzlich zieht die Reaktion, also der Lernerfolg, positive oder negative Sanktionen als Verstärker nach sich. Ein negatives Verhalten, etwa Unaufmerksamkeit oder das Versäumen eines Termines, wird bestraft. Positives Verhalten, z. B. das richtige Lösen einer Aufgabe, wird belohnt (Schnotz, 2006, S. 29 f.). Allerdings wird die kognitive Leistung nicht weiter beachtet; vielmehr wird das Gehirn als „black box“ ausgeklammert und der Prozess des Lernens als fremdbestimmt angesehen. Der Lehrer übernimmt den aktiven Part, indem er die Lernleistung steuert und die Anforderungen in Einzelschritte unterteilt, der Schüler bleibt dagegen recht passiv, Selbstinitiative wird von ihm nicht gefordert.
Dem Lernenden wird sein Stoff häppchenweise präsentiert, jedoch kann er die Portionen nicht selbst wählen. Dazu wird der Lernfortschritt stets überwacht, was jedoch die Möglichkeit zulässt, im Falle einer nicht erwünschten Entwicklung sofort eingreifen zu können (Effert, 2001, S. 6).

Kognitivismus

Das Paradigma des Kognitivismus wendet sich den gedanklichen Leistungen des Lernenden zu. Denk- und Verstehensprozesse stehen im Mittelpunkt. Es wird angenommen, dass Reize bewusst wahrgenommen und reflexiv betrachtet werden. Dabei wird das Gehirn nicht als unbeschriebenes Blatt gesehen, sondern es wird auch das bereits vorhandene Wissen über ein Thema oder Sachgebiet beachtet. Dieses Vorwissen beeinflusst den Lernprozess in dem Sinne, dass es Grundlage für die Interpretation neuer Anforderungen und Aufgaben ist. Schwerpunkt ist, nicht nur auswendig gelernte Inhalte zu reproduzieren, sondern aktiv Probleme lösen zu können. Gegenüber der Vermittlung von trägem Wissen des Behaviorismus geht es hier um aktive Denkprozesse, Selbstreflexion, die Entwicklung eigener Lernstrategien und den Aufbau von Metawissen, also das Wissen um die eigenen Kenntnisse. Diese Art von Wissensvermittlung erfordert eine komplexere Aufgabenstruktur und flexiblere Anwendungsmöglichkeiten (Strübl 2007, S. 7). Der Kognitivismus lässt dem Individuum merklich mehr Freiraum in der Form des Lernens. Es wird jedoch kritisiert, dass „die Bedeutung sozialer, emotionaler und motivationaler Prozesse [...] vernachlässigt
[wird]“ (Arnold, 2005, S. 4).


Konstruktivismus

Der Konstruktivismus legt noch stärkeres Gewicht auf das Individuum. Grundannahme ist, dass es viele verschiedene einzelne Wirklichkeiten gibt, weil jeder sich seine eigene Wirklichkeit schafft. In Bezug auf die Lerntheorien bedeutet dies, dass Lernen „Konstruktion subjektiver Wirklichkeiten“ ist (Effert, 2001, S. 7). Jeder lernt also anders und das „reine Wissen“ gibt es nicht, da das Individuum immer seine eigene Situation mit hineinprojeziert. Dieser Ansatz legt Wert auf die äußeren Bedingungen: So werden soziales Umfeld, Vorwissen und individuelle Biografie beachtet, da diese Teil der Wirklichkeitskonstruktion des Lernenden sind. Im Gegensatz zu anderen Methoden setzt der Konstruktivismus auf interne Prozesse des Verständnisses. Aktivierung von Vorkenntnissen, selbständiges Erkennen von Problemen und reflektiertes Vorgehen sind von Seiten des Lernenden her notwendig. Es werden folgende drei Eigenschaften des menschlichen Lernens hervorgehoben (Schnotz, 2006, S. 52):

  1. Das Lernen bleibt stets mit einem bestimmten Kontext verbunden (Situiertheit).
  2. Es handelt sich um einen sozialen Kontext.
  3. Lernen wird als konstruktive Entwicklung begriffen.

In der Unterrichtssituation werden die klassischen Rollenbilder aufgelöst. Der Lehrer übernimmt nicht weiter die Funktion der Steuerung, sondern wird zum Moderator von Lernprozessen (Strübl, S. 8).

Anwendung in virtuellen Lernsituationen

Prinzipiell lassen sich alle drei Ansätze beim E-Learning verwirklichen, jedoch zeigen sich ihre Stärken in unterschiedlichen Anwendungen. Dabei muss stets die didaktische Einbettung sowie die spezielle Lernsituation des Einzelnen berücksichtigt werden. In der frühen Phase des computergestützten Lernens werden – auch wegen der Einfachheit der Programme – behavioristische Ansätze bevorzugt. Diese nennt man „Drill-and-Practice“-Programme. Ein Beispiel sind Vokabeltrainer. Der Lernende wird vom Programm durch die einzelnen Lektionen geleitet, wobei er zwar beliebig lange brauchen, aber nicht die Reihenfolge verändern kann (Arnold, 2005, S. 6 f.). Diese Art von virtuellem Lernen ist sehr unflexibel und gibt dem Lernenden wenig Autonomie. Dadurch ruft sie schnell Langeweile hervor, was den Lernerfolg negativ beeinflusst (Strübl, S. 6).
Mit fortschreitender Technik und wachsender Verbreitung von Computer und Internet in den Haushalten ändern sich auch die Strukturen der virtuellen Angebote. Kognitivistische Theorien setzen auf adaptive oder intelligente tutorielle Systeme. Die Lernenden machen Angaben über ihre Vorkenntnisse und später wird ihr Verhalten im Lernprozess ausgewertet. Dadurch lassen sich die Programme individuell anpassen. Dennoch wird stets der Lehrer als Lenker des Lernprozesses angesehen (Arnold, 2005, S. 7 f.).
In konstruktivistischen Ansätzen wird nun durch Simulationen, Hypermedia und soziale Kontakte zu anderen auf die Selbstinitiative des Lernenden gesetzt. Es werden möglichst reale Situationen gewählt, um komplexe Anforderungen zu stellen. Der Lernende soll dies als Herausforderung begreifen und sein Wissen konkret umsetzen. Seine Flexibilität wird durch die Einbettung in multiple Kontexte und das Einnehmen verschiedener Perspektiven gefördert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der sozialen Komponente. Austausch zwischen Lehrer und Schüler, aber auch zwischen anderen Lernenden soll gefördert werden, um so die Artikulation und Reflexion weiter voranzubringen (Strübl, S. 9).

Technology-based Training

Technology-based Training ist der Oberbegriff für E-Learning, inklusive des dazugehörigen Distance Learning, Virtual Learning und Tele Learning. Weitere Unterformen des E-Learning sind das Computer-based Training sowie Online-Learning. Zu letzterem gehört Tele Teaching, Tele Tutoring und Tele/Virtual Collaboration. Eine Unterform des Online Learnings ist das Web-based Training. Die Kombination von ELearning und Präsenzunterricht nennt man Blended Learning.

E-Learning

E-Learning beschreibt das Lernen unter Benutzung von digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien. Es soll ein zeit- und ortsunabhängiges sowie ein bedarfsgerechtes, effektives und individuelles Lernen ermöglicht werden. Da ELearning ein weitgehend eigenständiges Aneignen von Wissen darstellt, funktioniert es nur dann, wenn der Lernende es von sich selbst aus möchte. Doch auch, wenn man beim E-Learning hauptsächlich selbständig und allein lernt, wird jemand benötigt, der den Lernstoff aufbereitet und in eine sinnvolle didaktische Gestaltung von Medien umsetzt, die den Lernenden in seiner Arbeit unterstützt. Dies beginnt bei der Festlegung der Lernziele sowie der dafür notwendigen Lernvoraussetzungen. Weiterführend geschieht dies über die geschickte Beeinflussung des Lernprozesses bis hin zur abschließenden Kontrolle der Lernerfolge. E-Learning-Angebote sind nur dann effektiv, wenn sie einer durchdachten didaktischen Konzeption folgen. Somit ist es unabdingbar, die Entwicklung von Angeboten didaktischer Medien zu Lehr- /Lernzwecken von Anfang bis Ende gut zu überdenken und zu organisieren. Hierfür gibt es eine bestimmte Wertschöpfungskette, die verschiedene Phasen inne hat (Hüther/Schorb, 2005, S. 80).
Zunächst muss eine Zielgruppenanalyse erfolgen, nach der man die Medien auf die zukünftigen Rezipienten abstimmen kann. So sollte man beispielsweise Lehrangebote für Kinder wesentlich visueller und lockerer gestalten als für Erwachsene. Daraufhin folgt die Curricullum-/Contententwicklung, welcher dann die Medienproduktion folgt. Das kann das Aufbereiten des Lehrinhaltes als Video, Bildersequenz, Hypertext, Grafiken o. ä. sein. Der nächste Schritt ist dann die Kursentwicklung und das Kursmanagement, was beispielsweise aus der Schaffung von Möglichkeiten zur Einschreibung besteht. Am Ende dieser Wertschöpfungskette steht Assessment und Services. Das beinhaltet die Betreuung der Lernenden etwa durch (Tele-)Tutoring. In der folgenden Abbildung wird die Wertschöpfungskette des E-Learnings visualisiert:
Ein entscheidender Vorteil des E-Learnings ist, dass es mittels digitaler Medien weitere Lernformen ermöglicht. Auch trägt es zu einer flexibleren Lernorganisation bei. Dabei gibt es viele Möglichkeiten der Recherche, Aufbereitung und Präsentation von Lernprojekten. Durch Tutoring ist eine individuelle Betreuung gegeben, wodurch die Qualifizierung individueller gestaltet werden kann bzw. auch ein lebenslanges und arbeitsplatznahes Lernen ermöglicht wird. Ein nicht unerheblicher Nachteil liegt jedoch darin, dass diese selbst zu organisierende Unterrichtsform eine große Lernkompetenz des Lernenden voraussetzt und bei ungeübten Lernenden schnell zur Überforderung führen kann.

Computer-Based- und Web-Based-Training

Computer-Based-Training (CBT) ist ein Lernsystem, bei dem der Lernende die Wissensinhalte computerunterstützt und multimedial vermittelt bekommt. CBTs sind in der Regel eigenständige und interaktive Anwendungen. Diese bestehen aus der Arbeit mit Datenträgern wie Diskette, CD ROM oder DVD. Somit bedarf es keiner Internetverbindung, da diese Medien im Offlinemodus genutzt werden können. Es ermöglicht ein verteiltes Lernen: Der Lernende kann selbst entscheiden, an welchem Ort und zu welcher Zeit er lernen möchte. Dabei kann der Computer alle drei didaktischen Funktionen eines Unterrichts übernehmen, d. h. Wissen vermitteln, Übungen anbieten und auswerten.
Meistens wird der Lernende nach dem Starten eines CBTs zunächst in einer eigens ablaufenden Sequenz mit der Programmbedienung vertraut gemacht. Im Anschluss daran kann man entweder dem linearen Ablauf des Programms folgen oder sich selbst die Sequenzen wählen, mit denen man beginnen möchte. Die Lehrinhalte können als Video-, Bildersequenz, Grafiken, Texte oder mit Hilfe eines Sprechers, der Texte vorliest aufbereitet sein. Somit werden alle Sinneskanäle angesprochen. Der klassische Aufbau eines CBTs sieht so aus, dass abwechselnd Lehrinhalte präsentiert werden, Übungsaufgaben zum neu erlernten Wissen bearbeitet und ein detailliertes Feedback vom Programm gegeben wird, ob es noch inhaltliche Fehler gibt. Dann wird auf den entsprechenden Punkt verwiesen. Ganz im konstruktivistischen Sinne wird bei den Übungen fallbasiertes beziehungsweise problemzentriertes Lernen eingesetzt, in denen der Lernende sein Wissen anwenden soll (Dittler, 2002, S. 30). CBT wird überwiegend zum Lernen von Computer-Anwendungen, Sprachen, in
Lernprogrammen für Kinder oder zur betrieblichen Weiterbildung genutzt.
Mit der Entwicklung des Internets Ende der 1990er Jahre wird das CBT auf Web- Based-Training (WBT) ausgeweitet. Hierbei werden die Lehrinhalte per Internet oder Intranet weiter gegeben. Ein Vorteil ist die ständige Aktualisierbarkeit der Inhalte sowie die logistischen Einsparungen, da hier keine Datenträger erstellt und versendet werden müssen. Die geringe Verfügbarkeit einer Internetverbindung stellt bei der heutigen technischen Entwicklung in den westlich-orientierten Ländern so gut wie kein Problem mehr da. Der methodisch-didaktische Vorteil des WBT liegt darin, dass durch die Anbindung an das Internet der Lernende, anders als beim CBT, via E-Mail, Instant Messaging u. ä. jederzeit mit Tutoren oder Lernkollegen kommunizieren kann, auch wenn sie sich an anderen Orten befinden. Folglich ist ein kooperatives Lernen verstärkt möglich; die Studierenden können Problemstellungen gemeinsam lösen und somit voneinander lernen. Dies entspricht dann der konstruktivistischen Anforderung an Lernumgebungen und ähnelt sehr der täglichen Arbeits- und Anwendungssituation.

Beispiel Virtuelle Hochschule

Ein Paradebeispiel für das virtuelle Lernen ist die Virtuelle Hochschule, da sie nicht nur wenige einzelne Studenten bestimmter Studienrichtungen anspricht. Stattdessen werden Studenten verschiedener Fächer im Gebiet eines ganzen Bundeslandes „vernetzt“ unterrichtet. Mit dem Zugang der Bevölkerung zum Internet kam auch schon Mitte der 1990er Jahre die Idee einer „virtuellen Hochschule“ auf. Dieser Gedanke hat sich in Deutschland schnell weiterentwickelt und wird von einzelnen Bundesländern stark finanziell unterstützt. So bekommt 1997 die „Virtuelle Hochschule Baden-Württemberg“ mit 25 Millionen Euro die bis zu diesem Zeitpunkt höchste Förderung (Kandzia, 2003, S. 18). Nach Kandzia (2003, S. 17) werden verschiedene Typen virtueller Hochschulen unterschieden:

  • klassische Fernuniversitäten, die ihr Angebot ins Internet verlegen (z. B. FernUni
  • Hagen);
  • traditionelle Hochschulen mit zusätzlichen virtuellen Kurs-Angeboten;
  • neu gegründete Institutionen, die einen kommerziellen Zweck verfolgen;
  • Weiterbildung innerhalb von Unternehmen.

Die folgende Abbildung soll die Grundvoraussetzungen für die Entwicklung von
Hochschulen im Netz zeigen:
Dabei wird deutlich, dass neben dem technischen Aspekt (Verbreitung von Computern, Zugang zum WWW und Fortschritte in der Software-Entwicklung) auch die gesellschaftlichen Gesichtspunkte relevant sind. Von Seiten der Nutzer spricht einerseits eine neue, vielleicht verbesserte oder attraktivere Didaktik für das Besuchen virtueller Seminare. Aber auch die Hochschulen können durch die gesteigerte Attraktivität für Studierende im Kontext „lebenslanges Lernen“ profitieren. Berufliche Fortbildung ist unerlässlich, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Doch ein Berufstätiger benötigt wesentlich flexiblere Rahmenbedingungen als jemand, der „nur“ studiert. Die Hochschulen begünstigen nebenberufliches Studium mit zeit- und ortsunabhängigen Kursen (Kandzia, 2003, S.12). Außerdem ergibt sich für die Hochschulen durch virtualisierte Kurse mit Managern ein willkommener Nebenverdienst.
Ebenso kommen virtuelle Seminare Studierenden in den „Massenstudiengängen“ entgegen. Wenn man in einem völlig überfüllten Hörsaal nicht einmal einen Sitzplatz hat, kann es durchaus sinnvoller sein, sich die Vorlesung durch Teletutoring auf den PC übertragen zu lassen (Rizek-Pfister, 2003, S.171). Daneben ist auch der Kostenfaktor entscheidend. Sieht man virtuelle Seminare als eine Art Fernstudium, entfallen durch Dateien im Netz Kosten für Kopien, Druck und Postversand (Schulmeister, 2007b, S. 7). Verwenden mehrere Professoren verschiedener Hochschulen denselben Kurs, kommt es dadurch, dass die Erstellungskosten nur einmal anfallen, zu einer Ersparnis, wobei die Qualität nicht darunter leidet (Rizek-Pfister 2003, S. 172).

Blended-Learning

Blended Learning ist noch ein relativ junger Begriff, der sich erst im Laufe des Jahres 2001 etabliert hat (Seufert/Mayr, 2002, S. 22). Aus dem Englischen übersetzt, heißt „Blended“ soviel wie vermischt, vermengt oder ineinander übergehend. Im deutschsprachigen Raum hat sich dafür der Begriff des „Hybriden Lernens“ festgesetzt.
Blended Learning ist eine didaktisch sinnvolle Kombination von Präsenzunterricht und virtuellem bzw. Online Lernen. Dies geschieht auf der Grundlage neuer Informations- und Kommunikationsmedien. Diese Art des Lehrens und Lernens hat sich aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre entwickelt. Oftmals werden Lernprozesse, die ausschließlich virtuell stattfinden, ohne eine direkte Kommunikation für weniger effizient gehalten als die Kombination virtuellen Lernens mit Präsenzveranstaltungen.
Ein Beispiel für Blended Learning könnte so aussehen, dass ein Kurs zunächst mit Online-Tutorials bzw. WBT beginnt. Diese Aufgaben müssen die Lernenden dann online bearbeiten und am Ende einen Test bestehen. Denn sie sollen den Stoff gut gelernt haben, damit sich alle Kursteilnehmer auf dem gleichen Niveau an Vorkenntnissen bewegen. Anschließend werden synchrone Präsenzveranstaltungen abgehalten, dies können beispielsweise Workshops sein. Diese Treffen sind besonders interaktiv und bauen bei den Teilnehmern auf deren Vorkenntnisse aus den WBT auf. Hierbei soll ihr Wissen vertieft werden. Gleichzeitig gibt es asynchrone und von einem Moderator betreute Diskussionsforen, in denen sich die Studierenden untereinander und mit dem Dozenten austauschen können. Somit können Fragen und Problemstellungen noch nach dem Kurs beantwortet werden und ein Transfer des erlernten Wissens
ist ebenso am Arbeitsplatz sichergestellt. Blended Learning beinhaltet zudem die Kombination verschiedener Technologien. Ebenso ist die Verbindung synchroner und ansynchroner Kommunikationsformen wichtig. Zudem sollte es eine Vielfalt der Methoden vorherrschen. Hierbei werden z. B. Selbststudium und teambasierte Methoden abwechselnd durchgeführt (Seufert/Mayr, 2002, S. 22 ff).

Lehrszenarien nach Rolf Schulmeister

Schulmeister (2007 a, b) sieht die aktuellen Entwicklungen in Sachen Online-Lernen kritisch. In seiner Analyse verschiedener virtueller Seminare kommt er zu dem Schluss, dass „virtuelles Lernen in der Regel noch als Stoffvermittlung und nicht von den kognitiven Grundlagen her konzipiert wird [und dass] Lernsoftware, welche die Interaktionsmöglichkeiten des neuen Mediums richtig nutzt, ausgesprochen selten vorkommt“ (Schulmeister, 2007b, S. 15). Die Studierenden sollen mehr gefordert werden, ihre eigenen kognitiven Fähigkeiten zu aktivieren, zu interagieren und selbstständiger an Problemlösungen herangehen. Er verlangt, dass das explorative Lernen sowie konstruktivistische Ansätze in der didaktischen Entwicklung von Online- Lehrangeboten weitere Verbreitung finden (Schulmeister, 2007b, S. 15).Schulmeister entwirft vier Szenarien, die zeigen sollen, wie virtuelle Elemente in den Unterricht eingebracht werden können (Schulmeister, 2007a, S. 7):

Das erste Szenario basiert auf der „klassischen Variante“ des Unterrichts als Präsenzveranstaltung. Das Webangebot dient hier nur der Ergänzung, etwa durch bereitgestellte Skripte zur Vorlesung oder Begleitliteratur. Durch eine Plattform, auf die auch die Studierenden ihre Materialien stellen können, besteht die Möglichkeit, das Ganze zu erweitern und den Datenaustausch unter Studierenden zu verbessern. Im Szenario zwei sind Präsenz- und virtuelle Komponenten gleichrangig. Hier ist zusätzlich zu den Vorraussetzungen aus Szenario eins noch die Einbeziehung des Lernenden in die virtuelle Kommunikation gegeben. Dabei wird jedoch nicht vorausgesetzt, dass es sich in der Kommunikation auch um inhaltliche oder lediglich organisatorische Fragen handelt.
Wiederum eine Erweiterung findet statt, wenn die inhaltliche Komponente in der digitalen Kommunikation zum Tragen kommt. Durch Arbeitsgruppen, die sich im Web durch asynchrone und synchrone Medien miteinander verständigen und gemeinsam Lösungen erarbeiten, wird die Interaktivität der Studierenden beansprucht. Meist werden sie tutoriell begleitet (Szenario drei).
Reine virtuelle Seminare kommen ohne Präsenztermine aus. Auch hier gibt es die verschiedensten didaktischen Konzepte. Von der virtuellen Vorlesung, die hauptsächlich aus Materialien des Dozenten besteht, bis hin zu Projektseminaren, in denen die Lernenden eigene Forschungsthemen bearbeiten, ist eine große Bandbreite vorhanden. Basis für eine Kommunikation sind zum einen asynchrone Mittel wie Whiteboards, Wikis, Weblogs oder E-Mails. Auch synchrone Zusammenarbeit, zum Beispiel mit Instant-Messaging ist möglich (Szenario vier; Schulmeister, 2007a, S. 7 ff).
Bei all den Möglichkeiten ist zu beachten, dass keine Methode schlechte oder schlechter ist als die andere. Jede hat ihre Berechtigung und trägt zu einem Lernerfolg bei, wenn sie sinnvoll und durchdacht im geeigneten Kontext angewendet wird (Schulmeister, 2007a, S.14).

Mit dem Einzug der virtuellen Hochschulen in den universitären Alltag kommen hohe Ansprüche, die an das digitale Lernen gestellt werden. So erwartete man anfangs „Lösungen für gesellschaftliche, wirtschaftliche und qualitative Probleme der Hochschullehre“ (Kandzia, 2003, S. 14). Inzwischen ist klar, dass virtuelles Lernen kein Allheilmittel ist. Es müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden, um ein erfolgreiches Studium zu ermöglichen. Es ist wichtig, die richtige Balance zwischen Online- Angebot und Präsenzterminen zu finden. Dabei gilt es zu beachten, um welche Art von Veranstaltung es sich handelt und wie viele Teilnehmer es gibt. Das Hauptproblem an Universitäten ist die zu große Anzahl an Studierenden in einzelnen Seminaren. Fernunterricht kann Schwachstellen im Präsenzunterricht ausgleichen, etwa durch Online-Übungen, da hier nicht nur einige wenige, sondern jeder selbst aktiv werden kann, oder durch Online-Diskussionen, die in einem Seminar mit über hundert Teilnehmern in realer Form nicht möglich wären. Auch so genannten „Orchideen-Fächern“ kommen Internet-Plattformen zugute, denn so finden die Studenten erst durch weltweite Vernetzung eine ausreichende Gruppengröße, um Probleme untereinander zu erörtern (Rizek-Pfister, 2003, S. 174).
Erfolgreiche Kommunikation zwischen Dozent und Studierendem sowie zwischen den Teilnehmern untereinander ist Vorraussetzung für gelungenes Online-Lernen. Der Lehrende darf dabei die Individualität seiner Lernenden, die durch die Distanz manchmal nicht mehr erkenntlich sein mag, nicht aus den Augen verlieren, um das Lernangebot besser anpassen zu können. Dabei ist die Überbrückung von Entfernungen aber nicht alles: „E-Learning soll zur Erneuerung der Lehre beitragen“ (Rizek-Pfister, 2003, S. 176).

Fazit

Die Entwicklung von einer Präsenzhochschule bis hin zu einer virtuellen oder virtualisierten Universität wird noch einige Zeit dauern. Solange der technische Fortschritt mmer wieder Verbesserungsmöglichkeiten mit sich bringt, wird wohl auch das ELearning noch weiter entwickelt werden können. Dennoch bietet es heute schon viele Vorteile. Durch die Visualisierung, Simulation o. ä. Präsentationsformen von Wissensinhalten, können sich Fakten besser einprägen und die Lernorganisation durch die Orts- und Zeitunabhängigkeit gewinnt an Wichtigkeit. Jeder Lernende kann sich seine Zeit individuell nach Lerntempo einteilen, wenn auch ein betreuendes Organ unabdingbar bleibt. Auf die Frage, warum ein Student eigentlich die Möglichkeit eines virtuellen Seminars in Betracht ziehen sollte, obwohl er es nicht zwingend tun müsste, gibt es sicher hunderte verschiedener Antworten. Jeder Mensch lernt anders bzw. hat eine eigene Sichtweise zum Thema. Was sicher auch eine Rolle dabei spielt, dass E-Learning immer beliebter wird, ist der Reiz des Neuen. Schließlich kennt man den Präsenzunterricht lange genug aus der Schulzeit. Allein deswegen kann es spannend sein, ein Online-Seminar zu belegen. Daneben ist der Computer lange
schon zum „besten Freund“ des Studierenden geworden (Stichwort: Netzgeneration).
Der Studierende ist zeitlich und räumlich flexibel und das sind Anforderungen, denen in unserer heutigen Gesellschaft höchste Priorität eingeräumt wird. E-Learning ist salonfähig geworden. Die Entscheidung für Online-Lernen ist nicht nur eine aus praktischen Gründen, sondern hat auch eine gesellschaftliche Komponente. Heutzutage werden eine kompetente Internetnutzung und der sichere Umgang mit dem Computer nahezu für jeden Beruf vorausgesetzt. Es ist fast schon unverzichtbar geworden, mit Medien umgehen zu können und sein Wissen darüber ständig zu erweitern und „mit der Zeit mit zu gehen“. E-Learning wird zwar immer mehr an Bedeutung gelangen, es wird jedoch trotzdem eine Ergänzung des Präsenzunterrichtes bleiben und kein Ersatz, da sich durch Erfahrungen z.B. zeigt, dass eine leitende Bezugsperson wie ein Dozent oder zumindest tutorielle Betreuung unverzichtbar sind.

Glossar:

  • asynchrone Medien: Medien, bei der Kommunikation zeitverzögert abläuft; Beispiele:
    E-Mail, Diskussionsforen
  • CBT: Computer-Based-Training; computergestütztes Lernen
  • Distance Learning: Lernen via Fernstudium o.ä.
    synchone Medien: Medien, bei der die Kommunikation direkt/gleichzeitig abläuft, die Kommunikatoren direkt aufeinander reagieren können; Beispiele: Instant Messaging, Chat, Videokonferenz
  • Tele-Tutor: begleitet virtuelles Lernen und gibt regelmäßiges Feedback ie in der Präsenzsituation
  • WBT: Web-Based-Training, Lernen im Internet
  • WWW: World Wide Web

Literatur

Literatur:
Arnold, P. (2005): Einsatz der Medien in der Hochschullehre aus lerntheoretischer Sicht. Online verfügbar unter: http://www.e-teaching.org/dida... arnold.pdf. Zuletzt abgerufen am 11. 12. 2007.

Dittler, U. (Hrsg.) (2002): E-Learning: Erfolgsfaktoren und Einsatzkonzepte mit interaktiven Medien. Oldenbourg: Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH.

Effert, T. (2001): Welchen Beitrag kann die Virtuelle Lehre für den Bildungsauftrag der Hochschule leisten? Studium generale der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Tagung im Rahmen der »Mainzer Universitätsgespräche« zum Themenschwerpunkt »Zukunft der Universität – Universität der Zukunft«. Forderungen an die Universität der Zukunft. Online verfügbar unter: http://www.vcrp.de/fileadmin/p.... Zuletzt abgerufen am 10. 12. 2007.

Hüther, J.; Schorb, B. (Hrsg.) (2005): Grundbegriffe der Medienpädagogik; 4., vollständig neu konzipierte Auflage. Bobingen: Kessler Druck.

Kandzia, P.-T., Ortmann, T. (Hrsg.) (2003): E-Learning für die Hochschule: Erfolgreiche Ansätze für ein flexibleres Studium. Münster: Waxmann Verlag GmBH.

Ojstersek, N. (2007): Medien in der Wissenschaft; Band 1: Betreuungskonzepte beim Blended Learning. Münster: Waxmann Verlag GmbH.

Rizek-Pfister, C. (2003): Präsenzunterricht, Fernunterricht. Die Suche nach dem optimalen Mix. In: M. Kerres, B. Voß (Hrsg.). Digitaler Campus: Vom Medienprojekt zum nachhaltigen Medieneinsatz in der Hochschule. Münster: Waxmann Verlag GmBH.

Schnotz, W. (2006): Pädagogische Psychologie. Workbook. Weinheim: Belz: PVU.

Schulmeister, R. (2007a): Virtuelles Lehren und Lernen: Didaktische Szenarien und virtuelle Seminare. Universität Hamburg. Online verfügbar unter: http://www.izhd.unihamburg.de/pdfs/VirtLernen&Lehren.pdf. Zuletzt abgerufen am 10.12. 2007.

Schulmeister, R. (2007b): Virtuelle Universitäten aus didaktischer Sicht. Universität Hamburg. Online verfügbar unter: http://www.izhd.uni-hamburg.de/pdfs/VirtUni.PDF. Zuletzt abgerufen am 11. 12. 2007.

Seufert, S.; Mayr, P. (2002): Fachlexikon e-learning: Wegweiser durch das e-Vokabular. Bonn: managerSeminare Gerhard May Verlags GmbH.

Strübl, J. (2007): Virtuelles Lernen – Grundlagen und Zielgruppen. Online verfügbar unter: http://www.bpa-linz.ac.at/dokumente_06/E-Learning.pdf. Zuletzt abgerufen am 10. 12. 2007.


Külz, M. & Grießhammer L. (2008): Vom Frontalunterricht zum virtuellen Lehren und Lernen. w.e.b.Square, 01/2008. URL: http://websquare.imb-uni-augsburg.de/2008-00/2.

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