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Wissensmanagement und E-Learning unter Bildungsperspektive
Ausgabe 2007 01

Voll im Trend: E-Learning

Was ist wirklich dran an Blended Learning, Virtuellen Seminaren und Co?

Welches Potenzial bietet die neue Kultur des Lernens? Welche Entwicklungen wird es geben? Welche Methode bringt dem Lerner den größten Nutzen? Und vor allem, welche Vorteile kann E-Learning für den Lerner im Vergleich zu althergebrachten, lang erprobten Lernmethoden bieten?

E-Learning - was ist das?

Die Vorläufer von E-Learning sind das traditionelle Fernstudium, Lernprogramme auf CD-ROM, Lernprogramme auf Audiokassetten, -CDs sowie das Bildungsfernsehen.
Der Begriff E-Learning beinhaltet kurz gesagt sämtliche Szenarien des Lernens über oder mit Hilfe elektronischer Medien. Die typischen E-Learning-Szenarien sind gekennzeichnet durch die interaktive und multimediale Gestaltung der Lerninhalte. Das Lernen erfolgt über digitale Netzwerke, also über Internet oder Intranet. Sehr wichtig ist aber auch die lernbegleitende Kommunikation entweder mit Mitlernern oder mit dem zuständigen Tutor. Um eine Kommunikation mit den Mitlernern zu fördern, werden häufig Lernszenarien kreiert, deren Inhalte im Team erarbeitet werden sollen.
Innerhalb der Gesellschaft besteht die Angst, dass E-Learning die traditionellen Bildungsformen ersetzen wird. Mit E-Learning werden viele Vorurteile in Verbindung gebracht: Schüler werden isoliert und sitzen daheim alleine vor ihrem Computer; Lehrer werden arbeitslos und überflüssig. - Alles nur unbegründete Anschuldigungen?

Was bringt E-Learning überhaupt?

E-Learning kann sich nur als neue Kultur des Lernens durchsetzen, wenn es nachweisliche Vorteile für den Lerner mit sich bringt. Bisherige Praxiserfahrungen und Erkenntnisse der Forschung zeigen, dass E-Learning auf jeden Fall das Potenzial dazu hat. Es gibt einige Vorteile, die der Lerner für sich nutzen kann.
Multimedia bietet den Lernenden neben neue Lernszenarien auch neue Vermittlungsmöglichkeiten von Inhalten. Anstatt der Textform können Inhalte auch in anderen Präsentationsformen, wie beispielsweise Videosequenzen, erfolgen. Dies kann den Lernprozess positiv unterstützen.
Dank der Hypertextualität kann jeder Studierende selbst entscheiden, welche Informationen er zu welchem Zeitpunkt nutzen möchte. Zudem kann der Lernende innerhalb der E-Learning Szenarien selbst agieren. Möglich sind Simulationen oder integrierte Fragebögen mit Überprüfungsmöglichkeit für den Studenten. So ist dieser selbst am Prozess des Wissenserwerbs beteiligt. Auf diese Weise werden Lehrinhalte greifbarer und abwechslungsreicher. Lernen ist nicht mehr nur trockene Theorie, sondern ein praxisbezogener und aktiver Prozess. Durch das virtuelle Teamwork von Lehrendem und Lernenden auf einer Informationsplattform können umfangreiche Wissensressourcen bereitgestellt und von allen Beteiligten genutzt werden. Die verschiedenen Präsentationsmöglichkeiten wie Visualisierungen, Animationen oder Simulationen machen Lernen spielerischer, steigern die Motivation und Lernen geschieht leichter nebenbei.
E-Learning bringt erst dann Lernerfolge und ist sinnvoll, wenn es mit anderen Vermittlungsformen situationsbezogen kombiniert wird. Es wird eingesetzt, um klassisches Lernen zu optimieren. Diese Kopplung von virtuellen und Präsenzveranstaltungen werden unter den Begriffen „hybride Lernarragements" oder „Blended Learning" zusammengefasst. Durch die Kombination traditionellen Lernformen und E-Learning können die Vorteile beider Lernformen genutzt und deren Nachteile weitestgehend ausgeschaltet werden.

Vorteile aus der Sicht der Mediendidaktik

Zusätzlich zu den allgemeinen Vorteilen wird aus Sicht der Mediendidaktik besonders die Interaktivität geschätzt. Lerner und Lehrer kommunizieren auf einer großen Plattform miteinander. Lernen muss nicht mehr linear stattfinden, sondern Lernkonzepte können netzwerkartig und flexibel angegangen werden. Auf diese Weise können Mitbenutzer dieser Plattform gegenseitig von ihren Ergebnissen profitieren und darauf aufbauen. Wissen wird für andere bereitgestellt und bewahrt. Dieser Vorgang wird als Wissensmanagement bezeichnet.

Individuelles Lernen

Diejenigen, die bereits erste Erfahrungen mit dem E-Learning gemacht haben nennen als besonderen Vorteil die Flexibilität. Zwar braucht der E-Learner einen PC oder Laptop mit Internetzugang, aber wenn dies vorhanden ist, kann individuell entschieden werden: Wann will ich Lernen? Wie lange will ich Lernen? Was will ich Lernen? Auf welche Weise will ich Lernen?
Man muss nicht mehr zu festen Terminen anwesend sein. Frühaufsteher können die Lernplattformen morgens nutzen. Nachtaktivere Lerner sind öfter im Nachteil bei traditionellen Lernformen, da diese in der Regel tagsüber stattfinden. Dies ändert sich mit E-Learning. Berufstätige können sich abends oder am Wochenende weiterbilden, ohne dass sie Urlaub nehmen müssen. E-Learning kann besser auf das einzelne Individuum zugeschnitten und durch den Lerner selbst an die Lebensverhältnisse angepasst werden. Ein Vorteil erschließt sich daraus für Lernkontrollen. Repetitionsaufgaben können individuell an die Fehler des Lernenden angeglichen werden.

Diskussionspunkt: notwendige Gelder

Neue Medien heißt aber auch neue technische Ausstattung und häufig neues speziell ausgebildetes Personal. Sollen neuen Medien sinnvoll und effektiv eingesetzt werden, werden bestimmte finanzielle Mittel notwendig. Finanzielle Mittel, die insbesondere im Bereich der Hochschulbildung oft nicht zur Verfügung stehen. Ohne eine Aufstockung des zugewiesenen Budgets verlieren die neuen Medien ihren Vorteil. Er kehrt sich sogar in einen Nachteil um, da der Betreuungsaufwand von virtuellen Angeboten wesentlich zeitintensiver ist als der konventionelle Lehrbetrieb. Wenn die Angebote nur halbherzig zur Verfügung stehen oder von Laien erstellt wurden, dann sind sämtliche Vorteile oft verloren gegangen.

E-Learning-Kompetenz ≠ Medienkompetenz

Neben lernen und nachdenken muss der Akteur in der Lernumgebung zusätzlich über eine gewisse Kompetenz verfügen. Und zwar nicht nur über Medienkompetenz, sondern auch über E-Learning-Kompetenz. Diese setzt zum einen Medienkompetenz voraus. Das bedeutet der Lerner muss Medien (Bücher, Zeitschriften, Internet, Hörfunk, Fernsehen etc.) kennen und nutzen können. Es ist wichtig, dass er sich in der Medienwelt orientieren kann - beispielsweise eine bestimmte Seite im Internet finden kann. Ebenso wichtig ist eine kritische Distanz zu Medien, wie kommerziellen oder politischen Beiträgen.

Um e-learning-kompetent zu sein muss der E-Learner aber auch souverän in E-Learning-Umgebungen agieren können. Dazu benötigt er Computer- und Internetkompetenz, Selbstlernkompetenz, sowie die Kompetenz zur Kooperation und Kommunikation in Netzwerken.
E-Learning kann und wird sich somit nur in dem Maße als eine neue Kultur des Lernens durchsetzen, wie es gelingt, die E-Learning-Kompetenzen bei Lernenden zu fördern. Hier wäre auch einen weitere technische Vereinfachung sinnvoll. Zudem werden im Business- und Hochschulbereich zahlreiche Initiativen und Maßnahmen angeboten, in denen Lernende entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben können.

Strukturelle Nachteile

Die Erfahrungen der bisherigen Projektpraxis zeigen, dass E-Learning-Szenarien strukturelle Nachteile im Vergleich zu face-to-face-Lernszenarien aufweisen. Lehrende und Mitlernende sind nicht präsent. Dadurch stehen wichtige, intersubjektiv eingespielte Kognitions- und Kommunikationsroutinen, die über non- und paraverbale Signale abgewickelt werden, nicht zur Verfügung. Die Gefahr besteht, dass der Lehrer wichtige Signale verliert. Er kann einerseits das Verhalten der Lerner schlechter einschätzen. Auf der anderen Seite kann er die Lernenden weniger motivieren oder ihr Verhalten beeinflussen. Ein Tonfall kann sehr entscheidend sein, doch dieser fällt bei schriftlicher Verständigung weg. Daher müssen Teilnehmer in Lernumgebungen verstärkt darauf achten, sich eindeutig auszudrücken. Sonst können schnell Missverständnisse entstehen, die den Arbeits- und Lernprozess verzögern oder stören. Auch der Leser muss die Formulierungen genau und differenziert betrachten, um die Kommunikationssituation richtig einschätzen zu können.

Zwiespältigkeit von E-Learning

Der Einsatz neuer Medien im Lehr- und Lernbereich kann durchaus einige Vorteile mit sich bringen. Lernen wird kommunikativer, kooperativer, selbständiger, problemorientierter, individueller, interaktiver, effektiver und motivierender. Wichtig ist, dass E-Learning nicht nur eingesetzt wird, weil es gerade dem „Trend" entspricht. Bisherige Erfahrungen in allen Bildungsbereichen zeigen, dass es eben nicht damit getan ist, Lernprogramme auf CD-ROM oder über das Internet verfügbar zu machen und darauf zu hoffen, dass sich dadurch die Modernisierung der Lernkultur im Selbstlauf vollzieht. Der Einsatz von E-Learning sollte immer sinnvoll und der Situation entsprechend sein. Zudem müssen E-Learning Konzepte überprüft und anschließen verfeinert werden. Nur dann können die genannten Vorteile großen Nutzen für die Lernprozesse an Schulen, Hochschulen und weiterbildenden Institutionen ergeben.
Bei dem Thema E-Learning zeichnet sich somit eine ambivalente Struktur ab. Trotzdem dürfen wir uns diesen neuen Entwicklungen nicht verschließen, sondern müssen uns vor den Gefahren wappnen und unsere Chancen nutzen. Auf diese Weise können wir am Besten von den „neuen" Medien profitieren.


Literatur

Götz, A. & Schubert, M. (2007). Voll im Trend: E-Learning. w.e.b.Square, 01/2007. URL: http://websquare.imb-uni-augsburg.de/2007-01/4.

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