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Wissensmanagement und E-Learning unter Bildungsperspektive
Ausgabe 2008 01

Hochschullehre 2.0 in Zeiten von Bologna

Editorial


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Auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) 2006 in Zürich sagte Rolf Schulmeister, Professor für Hochschuldidaktik, Universität Hamburg sinngemäß: „Projektorientierte Seminare, wie wir sie aus den alten Diplom- oder Magisterstudiengängen kennen, sind mit Bologna nicht mehr zu machen."1 Diese Aussage blieb nicht unwidersprochen. Auf der Folgetagung 2007 in Hamburg präsentierte die Universität Augsburg ein Rahmenkonzept mit Namen „Begleitstudium 2.0", dass einen Weg aus dem Bologna-Dilemma (viel Kompetenz, wenig Zeit) durch ein co-curriculares Studienangebot verspricht. Zwischen diesen beiden Positionen, pessimistisch-realistisch vs. optimistisch-utopisch, spannt sich die Diskussion um ein „neues Lernen" in Zeiten von Bologna auf. Bei allen strategischen Überlegungen lautet die pragmatische Frage heute: WIE organisiert man eine universitäre Lehre, die sowohl die berufliche Kompetenz als auch die personale Bildung fördert?

Im Folgenden soll nicht darüber gestritten werden, ob die Bologna-Reform an sich sinnvoll ist, ob die Akkreditierungsanstalten in ihrer spezifischen Zusammensetzung gute Arbeit leisten oder ob die Umsetzungsversuche der Fakultäten bezüglich der neuen Studienordnungen als kreativ zu bezeichnen sind. All diese Fragen sind letztlich große Kaliber und von den Akteuren vor Ort, also Lehrende und Studierende, wenig bis gar nicht beeinflussbar. Uns interessiert der Handlungsspielraum „jenseits der Ideologie", also genau das, was den unmittelbaren Lehr- und Lernalltag an der Universität ausmacht.

Mit dem Stichwort „Web. 2.0" soll dieser Alltag angesprochen sein und zwar nicht als technologische Innovation, sondern als Update-Metapher für ein didaktisches Neu- und Umdenken: Auf dem Prüfstand stehen die Zeit- und Raummuster von Unterricht (Stichwort: Blended Learning), das Rollenverständnis von Lehrenden und Studierenden (Stichwort: Forschendes Lernen) oder z.B. die Frage, wer Unterrichtsqualität misst und wie man diese entwickelt (Stichwort: Evaluation). Man merkt schnell: Die großen Kaliber finden man auch auf der untersten Ebene.

An der Universität Augsburg am Institut für Medien und Bildungstechnologie schreckt man vor diesen großen Kalibern nicht zurück. Im Rahmen einer Kultur des Förderns und Forderns gelingt das, was man in Sonntagsreden gern hinter der Worthülse „Partizipation" versteckt: Lehrende und Studierende engagieren sich für die gemeinsame Sache: ihre Bildung. Das klingt vielleicht etwas nach Pfadfinder oder auch nach dem Gallischen Dorf in Asterix und Obelix, das Widerstand leistet gegen die römischen Invasoren. Die folgenden Beispiele von Studierenden und Lehrenden werden zeigen, dass ein guter Schuss Pfadfindertum, also ein mutiges Explorieren in Lernlandschaften sowie ein hartnäckig-kreativer Widerstand gegenüber allen „imperialen" Bologna-Restriktionen zum Tragen kommen. W. v. Humboldt hätte seine wahre Freude an dieser (wenn auch kleinen) Lerngemeinschaft aus Studierenden und Lehrenden gehabt, ... einen Titel „Elite 2.0" hätte er sich aber wohl verkniffen.


1. GMW Zürich 2006: E-learning: Glanz und Elend an der Hochschule, http://www.oekonomie-und-bildu...

Vohle, F. (2008). Hochschullehre 2.0 in Zeiten von Bologna. Editorial. w.e.b.Square. 01/2008. URL: http://websquare.imb-uni-augsburg.de/2008-01/1

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