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w.e.b.Square
Wissensmanagement und E-Learning unter Bildungsperspektive
Ausgabe 2011 01

Bologna 2011

Eine kritische Bilanz aus Studierendensicht


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Wie Studentinnen und Studenten „Bologna" sehen, so haben wir die Medieninformation zur 4. w.e.b.Square-Tagung überschrieben. In dieser knappen Überschrift stecken allerhand Vorhaben: So wollen wir uns heute einem Thema widmen, das nach wie vor unter den Nägeln brennt, und verleihen dabei denjenigen eine Stimme, die man sonst nur selten nach ihrer Meinung fragt: den Studierenden. Immerhin sind sie es, die die Studienreform in besonderer Weise betrifft. Gleichzeitig sind heute, wenn man aktuellen Zahlen aus dem Umfeld der Hochschulrektorenkonferenz folgen darf, die meisten Studiengänge auf das Bachelor- und Mastersystem umgestellt. Das führt dazu, dass auch die meisten an der w.e.b.Square-Tagung beteiligten Studierenden im Zeichen Bolognas studieren und beispielsweise hinsichtlich ihrer Mobilität mit veränderten Anforderungen konfrontiert werden.

Nun steht die Tagung nicht nur unter dem Motto Bologna, sondern stellt auch die besondere Herausforderung an ihre Beteiligten, einen kritischen Blick auf ihre eigene Studiensituation zu entwerfen. Dieser kritische Blick auf Bologna scheint dabei ganz im Trend zu liegen. Während wir allerdings vor allem die Reflexionsfähigkeit der Studierenden schulen wollen, geht eine kritische Haltung gegenüber Bologna einher mit einer Debatte, deren Vertreter bereits eine Reform der Reform einfordern. Vermischt mit anderen bildungspolitischen Themen, wurde Bologna z.B. während der Studierendenproteste in den Jahren 2009 und 2010 massiv in Frage gestellt. Der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch an die Bilder von besetzten Hörsälen, an Universitätsvertreter, die mit Studierenden am runden Tisch diskutieren, und vielleicht auch an den Hashtag bei Twitter, #unibrennt, der auf die Dringlichkeit der Verbesserungsforderungen aufmerksam machen sollte. Und gleichzeitig eine interessierte Öffentlichkeit auf aktuelle Entwicklungen an den Universitäten hingewiesen hat.

Ob und inwiefern Bologna nun schon wieder veraltet, gewissermaßen einsnullig, ist, werden wir heute sicher nicht klären können. Was wir aber anstreben, ist, Aspekte aufzudecken, an denen Bologna 1.0 offenbar an Grenzen stößt. Auch wollen wir solche Aspekte herausgreifen, die die besonderen Chancen und Potenziale der Hochschulreform verdeutlichen. Immerhin fällt die Umsetzung der Bologna-Reform in eine Zeit, die von anderen gesellschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen Entwicklungen ebenso hochgradig beeinflusst wird. So kommen wir kaum umhin, uns in Teilen auch den digitalen Medien und ihren Möglichkeiten für Lehren und Lernen zu widmen - der virtuellen Mobilität sozusagen.

Digitale Medien bieten uns besondere Chancen, die nicht zwingend Bologna 2.0, wohl aber Studieren 2.0 ermöglichen. Denn eins hat die Studienreform mit Sicherheit erreicht: dass man sich vermehrt Gedanken über die Organisation von Lehre und Studium macht, und dass digitale Medien eine Rolle spielen können, um Studium und Lehre zu verbessern. Das kann im Kleinen geschehen, indem digitale Medien ergänzend in Lehrveranstaltungen eingesetzt werden, in Vorlesungen, insbesondere aber in Seminaren - speziell in solchen, die projektartig konzipiert werden. So kann einjeder im w.e.b.Square-Blog nachlesen, wie es ist, sich in rund drei Monaten auf den Vortrag auf einer studentischen Tagung vorzubereiten, welche Phasen es dabei zu durchleben gibt, was Spaß in der Vorbereitung macht, aber auch was schwer fällt, wo Gruppenarbeit amüsiert oder mitunter auch blockiert. Aber nicht nur zur Begleitung von Projektseminaren helfen digitale Medien, sie unterstützen natürlich auch darin, Austausch unter Studierenden zu fördern und Studierende über die Grenzen der eigenen Universität hinaus miteinander zu vernetzen.

Ein solches Experiment haben wir dieses Jahr gewagt: Im Sinne von Studieren 2.0 wurde die 4. w.e.b.Square-Tagung erstmals im Vorfeld für andere Studierende geöffnet - mehr noch: Mit der Durchführung eines speziellen Begutachtungsprozesses, dem studentischen Peer Review, haben wir Augsburger und Mainzer Studierende dazu gebracht, ausgehend von zwei projektorientierten Lehrveranstaltungen virtuell zusammenzuarbeiten. Augsburger Studierende aus dem Bereich „Medien und Kommunikation" und Mainzer Studierende der Medienpädagogik haben aus ihren je unterschiedlichen Veranstaltungskontexten heraus auf die Qualität der Produkte oder, um im Bologna-Jargon zu bleiben, auf ihre Outcomes geachtet. Diese Zusammenarbeit haben wir, auch als Lehrende, als sehr fruchtbar empfunden, denn allzu oft „schmort" man auch an Universitäten „im eigenen Saft". Insofern bespricht die w.e.b.Square-Tagung des Jahres 2011 nicht nur Bologna, sie lebt Studieren unter vernetzten Bedingungen auch ein Stück weit durch ihr eigenes Handeln vor. Dass durch den erhöhten Koordinationsbedarf die einzelnen Beiträge vielleicht etwas unterschiedlicher als gewohnt wirken und teils medienvermittelt eingespielt werden, ist dabei ein kleines Detail, das wir gerne in Kauf nehmen wollen. Immerhin bedeutet Vernetzung auch Heterogenität bzw. mit Verschiedenheit umzugehen und daraus „für später" zu lernen.

Wir freuen uns auf die 4. w.e.b.Square-Tagung, die im Übrigen auch live ins Netz übertragen wird, und überreichen nun gerne das Wort an die Studierenden, die auf einer studentischen Tagung schließlich im Mittelpunkt stehen sollen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Hofhues, S., Mayrberger, K. & Ranner, T. (2011). Bologna 2011. Eine kritische Bilanz aus Studierendensicht. Editorial. w.e.b.Square, 01/2011. URL: http://websquare.imb-uni-augsburg.de/2011-01/1

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