Login
|
Impressum
|
Über uns
|
Kontakt
w.e.b.Square
Wissensmanagement und E-Learning unter Bildungsperspektive
Ausgabe 2007 06

Wissen als Wert

Wissen ist in der deutschen Gesellschaft nicht als Wert verankert – das Ausland droht uns in allen Bereichen zu überholen. Ein Zukunftsszenario des Magazins Innovate! und ihres Autors Dirk Maxeiner.

Wir waren einmal eine Wirtschaftsmacht. Voll von klugen Köpfen, herausragenden Wissenschaftlern und innovativen Idee en masse. Nun müssen wir aufpassen, dass uns andere Länder nicht überholen. Sei es durch bessere Arbeitsbedingungen oder durch ihre schiere Menge an „menschlichem Material“ wie Indien oder China. Der Journalist Dirk Maxeiner weist in seinem Artikel „Wettlauf ums Wissen“ für das Magazin Innovate! einen möglichen Ausweg auf: Wissen und Fortschritt muss höher als bisher von der Gesellschaft anerkannt werden.

Wissen macht reich

Wissen war schon immer eine wichtige Ressource. Heute im besonderen Maße. Der Börsenwert der Firma Google ergibt sich fast allein aus ihrer Innovationsbereitschaft. Grundlage dafür? Genau: Wissen. Nicht mehr die materielle Basis sei der alleinige Indikator eines Börsenwerts, hält der Autor Dirk Maxeiner (53) des Magazins für Forschung und Technologie Innovate! fest. Es kommt auf das theoretisch vorhandene Kapital an, wie hoch ein Unternehmen am Markt bewertet wird. Wurde früher ein Automobilhersteller nach seiner Produktions- und Auslieferungsmenge bewertet, käme heute noch der Aspekt der möglichen Zukunftsentwicklung mit den Variablen „Wissen“, „Talente“ und „Netzwerke“ hinzu.

Der Krieg um kluge Köpfe

Man könnte also folgern: je mehr intelligente Leute ich in meinem Unternehmen habe, desto höher werde ich eingestuft. Ein konkretes Produkt muss ich dabei nicht vorweisen. Es reicht die Aussicht darauf! Das wäre in etwa so, wie wenn ein Lehrer einem faulen Schüler eine gute Zensur gibt, nur weil er denkt, der lernunwillige Schüler hätte das Potenzial dafür.

Apropos Schüler: Um den eigenen Marktwert zu steigern, bedürfe es konsequenterweise auch intelligenter Schüler und Studenten. Genau hier sieht Maxeiner Nachholbedarf für die Bundesrepublik. Nicht, dass wir dümmer wären als andere Länder. Nein, es fehle allein am Bewusstsein dafür, Wissen, Bildung und Fortschritt als Grundelemente einer goldenen Zukunft zu sehen. Als Folge davon werde Deutschland langsam aber sicher von anderen überholt. Das alles hätte man aber verhindern können. Schon im 18. und 19. Jahrhundert hätte ein „War for Talents“ geherrscht. Deutschland holte in nur einer Generation fast die komplette Chemieindustrie ins Land, indem man die damals führenden Briten als Gastarbeiter anwarb. Frankreich hingegen machte Jagd auf englische Uhrmacher und Glasbläser. Das schwächte das Empire so stark, dass es ein Gesetz gegen die Auswanderung einheimischer Talente ins Ausland erließ.

Heutzutage sei es nach Maxeiner noch wichtiger geworden die „high Potentials“ im Land zu behalten. Wer sie nicht fördere, müsse mit einem messbaren volkswirtschaftlichen Verlust rechnen. „Ein Land, das aufhört zu lernen, wird untergehen“ (Maxeiner 2006: 9), so seine fatalistische Prognose.

Gesellschaft und Universitäten in der Pflicht

Diese Ansicht scheint sich bis in die allerhöchsten politischen Ämter Deutschlands durchgesetzt zu haben. Der Bundespräsident Horst Köhler (63) mahnt „’Unsere Fähigkeiten, unser Wissen, unser Einfallsreichtum und unsere Kreativität sind die wichtigste Ressource, die wir (…) haben.’“ (nach Maxeiner 2006: 11). Um diese Ressourcen auch zu fördern, sei es wichtig, dass es innerhalb der Gesellschaft einen Konsens über Bildung als hohes Gut gebe. Erst wenn das erreicht sei, könne auch „gutes“ Wissen daraus entstehen.

Außerdem müssten auch die Universitäten ihre Rolle als „High Potentials“-Lieferant besser erfüllen. Sie sollten wieder mehr ein Ort des Fragens, des kritischen Prüfens am bisherigen Wissen sein. Der Gedanke des ständigen Fortschritts müsse wieder im Vordergrund stehen. Dieser solle aber nicht als negativ betrachtet werden. Denn oft stehen wir der (technologischen) Weiterentwicklung skeptisch gegenüber. Der amerikanische Wissenschaftsjournalist Gregg Easterbrook (53) nennt dieses Phänomen „Fortschritts-Paradox“ (nach Maxeiner 2006: 12). Dabei seien wir als Menschen doch von der Evolution mit einem natürlichen Wissensdrang ausgestattet worden. Den gelte es nun auch umzusetzen und zu fördern.


Literatur

Maxeiner, Dirk: Wettlauf ums Wissen. Bildung und Forschung sichern unseren Wohlstand. In: EADS/Roche Diagnostics/ThyssenKrupp (Hrsg.): Innovate! Das Magazin für Forschung und Technologie. Ausgabe November 2006. München: Süddeutsche Zeitung GmbH, 2006.


Hahn, D. A. (2007). Wissen als Wert. w.e.b.Square, 06/2007. URL: http://websquare.imb-uni-augsburg.de/2007-06/3.

DruckversionDruckversion


Bewerten
0
Noch keine Bewertungen
Your rating: Keine

Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.
CAPTCHA
Diese Frage dient dazu festzustellen, ob Sie ein Mensch sind und um automatisierte SPAM-Beiträge zu verhindern.
Image CAPTCHA
Enter the characters shown in the image without spaces, also respect upper and lower case.